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DBU fördert Innovationen: Ideen für eine Rohstoff schonende Gesundheitsversorgung gesucht

Zum Weltgesundheitstag am 07.04.2025 fordert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), sich mehr als bislang um einen vernachlässigten Patienten besonderer Art zu kümmern: den Gesundheitssektor selbst. „Rasanter Rohstoff- und Ressourcenverbrauch, täglich tonnenweise Abfall und enorme Treibhausgasemissionen bedrohen Umwelt und Klima“, so DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. „Das müssen wir ändern.“ Ein Anfang ist mit der DBU-Förderinitiative „CirculAid“ für mehr Kreislaufwirtschaft in der Gesundheitsversorgung gemacht. Nun bietet sich für pfiffige, innovative Ideen eine neue Gelegenheit: Unter dem Link https://www.dbu.de/themen/foerderinitiativen/circulaid/ können zusätzlich Förderanträge eingereicht werden.

Fünf CirculAid-Projekte mit fast 1,2 Millionen Euro von Deutscher Bundesstiftung Umwelt unterstützt

Die fünf bislang von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten CirculAid-Projekte verfügen über ein Gesamtfördervolumen von knapp 1,2 Millionen Euro. Die meisten dieser Projekte laufen im Laufe dieses Jahres aus, ein Projekt ist bis 2027 angesetzt. Weitere Fördervorhaben sind geplant. Das Einsparpotenzial hinsichtlich klimaschädlicher Treibhausgase (THG) wie Kohlendioxid sowie beim Verbrauch von Rohstoffen und der Abfallmenge ist erheblich. Laut Bondes ist dies unter anderem auf über Jahrzehnte etablierte lineare Denk- und Geschäftsmodelle zurückzuführen. Bonde: „Diese simple take-make-waste-Strategie zum Verbrauchen, Verwenden und Verschwenden von Rohstoffen muss zum Auslaufmodell werden – besonders auch im Gesundheitssektor. Die Erde und ihre Ressourcen schützen wir am besten durch eine umfassende Kreislaufwirtschaft.“ Eine solche Circular Economy beginne bereits beim Produktdesign, reiche über die Müllvermeidung „und umfasst auch das Wiederverwenden, Wiederverwerten, Teilen, Reparieren und Recyceln“. Der DBU-Generalsekretär weiter: „Leider haben im Gesundheitssektor Einwegprodukte die Mehrfachnutzung und die Kreislaufwirtschaft oft verdrängt. Dadurch gehen wertvolle Rohstoffe unwiederbringlich verloren und Rohstoffverbrauch wird befeuert. Das müssen wir anpacken und umkehren.“

Im Gesundheitssektor schlummert ein Ressourcenschatz

Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) sowie des Umweltbundesamts (UBA) verdeutlichen das erhebliche Ressourceneinsparpotenzial im Gesundheitssektor. Demnach verbraucht das Gesundheitswesen in Deutschland jährlich über 100 Millionen Tonnen Rohstoffe und liegt damit im sektoralen Vergleich an vierter Stelle – hinter den Bereichen Bauwesen, öffentliche Verwaltung und der verarbeiteten Lebensmittelindustrie.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Treibhausgasemissionen: Laut Fraunhofer ISI entfallen etwa sechs Prozent der nationalen direkten und indirekten THG-Emissionen auf das Gesundheitswesen, was diesen Bereich zum drittgrößten Verursacher nach Bauwirtschaft und Lebensmittelproduktion macht. Der Ressourcenverbrauch ist laut UBA zwischen 1995 und 2016 um rund 80 Prozent gestiegen – mit weiter zunehmender Tendenz.

Eng damit verknüpft ist ein deutlich wachsendes Abfallaufkommen. Neben Einwegprodukten und Verpackungen summieren sich die Abfälle – von medizinischen Instrumenten wie Kehlkopfspiegeln und Scheren bis hin zu Kitteln und Schüsseln – zu erheblichen Mengen. Allein Krankenhäuser verursachen jährlich nahezu fünf Millionen Tonnen Müll und zählen damit zu den fünf größten Abfallverursachern in Deutschland. Zusätzlich fallen große Mengen an Abfall auch in weiteren Gesundheitseinrichtungen wie Pflegeheimen, Rehakliniken und Arztpraxen an.

„Diesen Teufelskreis wollen wir durchbrechen“

...sagt Dr. Max Hempel. Der zuständige DBU-Abteilungsleiter weiter: „Um eine klimaneutrale und ressourcenschonende Gesundheitsversorgung zu erreichen, muss die Senkung des Ressourcenverbrauchs an erster Stelle stehen. Dafür suchen wir modellhafte und innovative Leuchtturmprojekte.“ Nach Hempels Worten richtet sich der Appell vor allem an kluge Köpfe in den Sektoren chemisch-pharmazeutische Erzeugnisse, medizintechnische Gegenstände und Geräte sowie Textilien und persönliche Schutzausrüstung. Hempel: „Als Projektansätze bieten sich zum Beispiel Produkt- und Verfahrensoptimierungen, aber auch Abfall- und Ressourcenmanagement sowie Qualifizierungsmaßnahmen an, die die Ressourceneffizienz ins Visier nehmen.“ Die DBU-CirculAid-Initiative richte sich sowohl an Kliniken, Heime und Praxen als auch an Hochschulen und Ausbildungsstätten im medizinischen Bereich. Hempel: „Kooperationen von kleinen und mittelständischen Unternehmen mit Forschungseinrichtungen sind ausdrücklich erwünscht.“

Fest statt flüssig: Warum Seife beim Ressourcensparen im Gesundheitssystem helfen kann

Die fünf bislang von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten CirculAid-Projekte verdeutlichen die Bandbreite möglicher Ansätze für mehr Kreislaufwirtschaft im Gesundheitswesen. Ein Projekt zielt auf die Entwicklung eines Verfahrens, mit dem ein Teil des bislang anfallenden Kunststoffabfalls stofflich recycelt und zu hygienisch unbedenklichem Rezyklat verarbeitet werden kann. Ein weiteres Vorhaben untersucht das zirkuläre Potenzial von Beatmungssystemen, die derzeit überwiegend aus Einwegkomponenten bestehen und nach Gebrauch entsorgt werden.

Auch der Bereich der Operationssaalinstrumente wird adressiert – hier geht es um das Recycling von OP-Werkzeugen sowie um die Entwicklung hygienisch sicherer Mehrwegtextilien für den OP-Bereich. Besonders innovativ erscheint ein Projekt, das sich mit einem bislang kaum hinterfragten Standard beschäftigt: In Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum und dem Luisenhospital Aachen wird geprüft, ob feste Seife als ressourcenschonende Alternative zur bislang üblichen Flüssigseife im Klinikalltag eingesetzt werden kann. Die Projekte zeigen, dass erhebliche Einsparpotenziale realisierbar sind – vorausgesetzt, bestehende Routinen und Denkweisen werden kritisch hinterfragt und neu ausgerichtet.

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