Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) appelliert an die neue Bundesregierung, dringend erforderliche Reformen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Frauen umzusetzen. Als eine der größten medizinischen Fachgesellschaften setzt sich die DGGG für eine evidenzbasierte und qualitätsgesicherte Frauengesundheit ein.

In diesem Zusammenhang sieht die Gesellschaft akuten Handlungsbedarf in mehreren Bereichen:

  1. Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) und gynäkologische Krebserkrankungen: Die derzeitige Regelung im KHSG berücksichtigt gynäkologische Krebserkrankungen nicht ausreichend. Die Zertifizierung gynäkologischer Krebszentren durch die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. (DKG) hat nachweislich die Überlebenschancen von Patientinnen verbessert. Die DGGG fordert daher die Einführung der Leistungsgruppe „gynäkologische Karzinome“ anstelle der bisherigen isolierten Betrachtung des Ovarialkarzinoms.
  2. Ärztliche Weiterbildung: Die Sicherstellung einer hochwertigen fachärztlichen Weiterbildung ist essenziell für die zukünftige medizinische Versorgung. Derzeit fehlen jedoch verbindliche Finanzierungsmodelle für die Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte. Die DGGG fordert daher eine gesicherte Finanzierung der ärztlichen Weiterbildung im Rahmen der Krankenhausvergütung.
  3. Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) und Geburtshilfe: Die unzureichende Verfügbarkeit von pädiatrischer Versorgung in Geburtskliniken stellt eine erhebliche Gefahr für Mutter und Kind dar. Die DGGG empfiehlt eine flächendeckende Neustrukturierung der geburtshilflichen Versorgung mit einer besseren Vernetzung von Geburtskliniken und hebammengeleiteten Einrichtungen.
  4. Ambulante Operationen: Die Ambulantisierung von Operationen erfordert eine adäquate Infrastruktur, um die Qualität der Patientinnen- und Patientenversorgung sicherzustellen. Die DGGG fordert den Ausbau entsprechender Versorgungsstrukturen und die Etablierung eines Qualitätssicherungssystems, das der stationären Versorgung gleichwertig ist.
  5. Endokrinologie und Reproduktionsmedizin: Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für reproduktionsmedizinische Verfahren entsprechen nicht mehr dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Die DGGG fordert eine Anpassung des Embryonenschutzgesetzes an moderne medizinische und gesellschaftliche Entwicklungen.

Die DGGG ruft die Bundesregierung 2025-2029 und den Bundestag dazu auf, diese Themen mit hoher Priorität anzugehen und bietet hierfür ihre fachliche Expertise zur Unterstützung an.


Zur Pressemitteilung: https://idw-online.de/de/news849386

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Deutschland wird in Zukunft deutlich mehr Geld für die Verteidigung aufwenden und muss sich daher auch auf die medizinische Versorgung in Krisen- und Kriegszeiten vorbereiten. Eine stabile und belastbare digitale Infrastruktur ist dabei von zentraler Bedeutung, um im Ernstfall Kapazitäten und Ressourcen effizient steuern zu können. Diese Ansicht vertritt die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI).

„Ohne eine durchgängige digitale Vernetzung aller relevanten Akteure – von Krankenhäusern über Rettungsdienste bis hin zu pharmazeutischen Lieferketten – werden wir nicht in der Lage sein, in einer Krisensituation adäquat zu reagieren“, betont der Präsident der DGAI, Prof. Dr. Gernot Marx, Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care am Universitätsklinikum Aachen. Die DGAI fordert gemeinsam mit dem Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA) daher umgehend gezielte Investitionen in die digitale Transformation des Gesundheitswesens.

Beide Verbände reagierten damit auch auf die Forderung der bayerischen Gesundheitsministerin Judith Gerlach. Diese hatte bereits kurz vor dem Bundestagsbeschluss im Rahmen der erhöhten Verteidigungsausgaben ein bundesweites Programm zur Vorbereitung der medizinischen Versorgung auf Krisensituationen und den Verteidigungsfall gefordert. „Mit Blick auf das Gelernte aus der Corona-Pandemie reichen die benannten Maßnahmen zur Anpassung von Standards, Infrastruktur und Vorratshaltung aber nicht aus“, weiß BDA-Präsidentin Prof. Dr. Grietje Beck, Direktorin der Klinik für Anästhesiologie, Operative Intensivmedizin und Schmerztherapie der Universitätsmedizin Mannheim. „Wie es sich auch in der Pandemie gezeigt hat, liegt der Schlüssel im Gesundheitssystem auch in der digitalen Vernetzung.“

Anästhesiologie zur Krisenbewältigung stärken

Gleichzeitig betonen DGAI und BDA, dass die Anästhesiologie neben den chirurgischen und unfallchirurgischen Fachbereichen zu den am stärksten geforderten medizinischen Disziplinen in Krisen- und Verteidigungsfällen zählen wird: „Unser Fach stellt nicht nur die notfallmedizinische Versorgung sicher, sondern trägt auch entscheidend zur Stabilisierung schwerstverletzter Patientinnen und Patienten im OP und auf den Intensivstationen bei“, erklärt DGAI-Präsident Marx. 

„Es wäre fatal, aufgrund ökonomischen Drucks auch nur eine Fachkraft zu verlieren, auf die wir im Ernstfall angewiesen sind“, ergänzt BDA-Präsidentin Beck und betont: „Für die Anästhesiologie ist eine nachhaltige finanzielle Absicherung in der aktuellen weltpolitischen Lage unerlässlich.“

Angesichts wachsender sicherheitspolitischer Herausforderungen und der Notwendigkeit einer robusten Gesundheitsinfrastruktur hatten die BDA und die DGAI bereits kürzlich betont, dass Mittel gezielt in die Stärkung der Notfall- und Intensivmedizin sowie der anästhesiologischen Versorgung investiert werden müssten.

Die DGAI und die BDA fordern die neue Bundesregierung auf, die Gesundheitsversorgung künftig als unverzichtbaren Bestandteil der nationalen Sicherheitsstrategie zu begreifen und entsprechende Maßnahmen zur Steigerung der Krisenresilienz schnellstmöglich umzusetzen. „Wir stehen bereit, unsere Expertise in den weiteren Dialog einzubringen“, betonen Beck und Marx. „Denn eine funktionierende Gesundheitsversorgung ist nicht nur für die Bevölkerung, sondern auch für die Verteidigungsfähigkeit eines Landes essenziell.“


Zur Pressemitteilung: https://www.dgai.de/aktuelles-patientinnen-projekte/pressemitteilungen/2341-vorbereitung-auf-krisen-dgai-und-bda-fordern-mehr-digitalisierung-zur-effizienten-ressourcensteuerung-im-gesundheitswesen.html

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Die Bundesärztekammer (BÄK) fordert Bund und Länder zu einer auskömmlichen und vor allem nachhaltigen Finanzierung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) auf. „Globale Gesundheitskrisen, die Zunahme chronischer und psychosozialer Erkrankungen insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, sozial bedingte gesundheitliche Ungleichheit, Migration und nicht zuletzt die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels machen den Öffentlichen Gesundheitsdienst heute wichtiger denn je“, sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt vor dem Tag des Gesundheitsamtes am 19. März. Er rief Bund und Länder dazu auf, den im Jahr 2020 geschlossenen Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst über das Jahr 2026 fortzuführen. „Mit den zusätzlichen finanziellen Mitteln des Pakts konnten wichtige personelle, administrative und technische Verbesserungen für die Gesundheitsämter erreicht werden. Aufgabe der neuen Bundesregierung ist es, diese Verbesserungen gemeinsam mit den Ländern langfristig finanziell abzusichern“, betonte der BÄK-Präsident. 

In einem heute vorgelegten Positionspapier konkretisiert die Bundesärztekammer ihre Forderungen. Neben der Fortführung des Pakts für den Öffentlichen Gesundheitsdienst macht sich die BÄK dafür stark, dass Gesundheitsämter auch zukünftig immer von Ärztinnen und Ärzten mit ihrer spezifischen medizinischen Expertise geleitet werden. An die neue Bundesregierung adressiert sie die Forderung, unter Einbeziehung der Ärzteschaft eine nationale Public Health-Strategie zur Förderung gesunder Lebensführung zu entwickeln. Zudem sollte die weitere Entwicklung der Public-Health-Institutionen auf Bundesebene, wie das Robert Koch-Institut und das neu errichtete Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit, eng mit der Ärzteschaft und den weiteren Fachkreisen abgestimmt werden. Das Forderungspapier der Bundesärztekammer „Lehren der Corona-Pandemie nicht vergessen: Öffentlichen Gesundheitsdienst dauerhaft stärken. Kernforderungen für einen starken, krisenfesten und breit aufgestellten Öffentlichen Gesundheitsdienst“ ist auf der Website der Bundesärztekammer abrufbar: www.baek.de/kernforderungen-oegd

Der Tag des Gesundheitsamtes steht in diesem Jahr unter dem Motto „Klimawandel und Gesundheit“. Reinhardt wies darauf hin, dass sich der Klima¬wandel auf unterschiedliche Weise unmittelbar und mittelbar auf die menschliche Gesundheit auswirke, unter anderem durch Hitzewellen und Dürren, durch Ausbreitung von Tropenkrankheiten und Zunahme psychischer Erkrankungen, wie Angstzuständen und Depressionen. Reinhardt erinnerte daran, dass der ÖGD auch bei diesen neuen Herausforderungen eine Schlüsselrolle für den Bevölkerungsschutz übernimmt. 


Zur Pressemitteilung: https://195426.seu2.cleverreach.com/m/16037245/533430-cdbb469c6694f4933b0d5bbc6d84df6e10dc5215452a11527462fe6b24e98b00d674e669788c1777c1e12c7dac14bdf3

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