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DPR: Wir brauchen eine Primärversorgung, in der Gesundheitsfachberufe gleichberechtigt zusammenarbeiten

Der Deutsche Pflegerat (DPR) begrüßt die Diskussion um Reformen in der ambulanten Versorgung. Er warnt jedoch davor, einseitige Konzepte wie das geplante Primärarztsystem zum Maßstab zu machen.

„Ja, wir brauchen bessere Strukturen in der ambulanten Versorgung. Aber wir brauchen sie gemeinsam, nicht arztzentriert, sondern multiprofessionell.  Wir brauchen eine Primärversorgung, in der Gesundheitsfachberufe gleichberechtigt zusammenarbeiten, statt eines Primärarztsystems", sagt Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats.

„Gute Versorgung gelingt dort am besten, wo Gesundheitsberufe gemeinsam Verantwortung übernehmen, ihre jeweiligen Kompetenzen einbringen und auf Augenhöhe zusammenwirken. Genau dafür steht die Profession Pflege: kompetent, konstruktiv, lösungsorientiert und mit dem klaren Blick auf die Bedürfnisse der Menschen.

Die Überlastung vieler Hausarztpraxen ist längst gelebter Alltag. Umso bedeutsamer ist der Beitrag, den Pflegefachpersonen täglich leisten: Mit ihrer fachlichen Expertise begleiten sie Patientinnen und Patienten sowie Pflegebedürftige und ihre An- und Zugehörigen – in der Prävention, der Gesundheitsberatung, bei chronischen Erkrankungen sowie in der Koordination komplexer Versorgungsprozesse. 

Die Pflegeberufe sind bereit, mehr Verantwortung in der gesundheitlichen Versorgung zu übernehmen. Im Fokus steht dabei eine bessere Versorgung der Patientinnen und Patienten – nicht jedoch der Ausbau neuer bürokratischer Hürden oder das Festhalten an überholten Steuerungsmechanismen. Ein wichtiger Schritt wäre die rechtliche Grundlage für die eigenverantwortliche und selbstständige Ausübung heilkundlicher Tätigkeiten durch Pflege- und Therapieberufe – entsprechend ihrer Qualifikationen und Kompetenzen. Die Umsetzung eines Pflegekompetenzgesetzes könnte hierfür die notwendige Grundlage schaffen.

Es sind die einfachen Ideen, die den Unterschied machen: klare Rollenverteilung und Zuständigkeiten, verlässliche Zusammenarbeit, geteilte Verantwortung.

Patienten und Pflegebedürftige mit ihren An- und Zugehörigen sollten sich nicht in einer Steuerung verlieren. Die Primärversorgung macht das Gesundheitssystem zukunftsfähig. Sie bindet ein, was bereits vorhanden ist und nutzt die Ressourcen gezielter. Eine verlässliche, multiprofessionelle Primärversorgung, die am Patienten und Pflegebedürftigen orientiert ist, anstatt am System, ist eine Chance für alle Beteiligten. Dies vor allem für die Menschen, die auf gute Versorgung angewiesen sind", sagt Vogler.

Grundprinzipien der Primärversorgung

Die vier Grundprinzipien einer modernen, zukunftsfähigen Primärversorgung sind:

  1. Eine klare Rollenverteilung und Zuständigkeiten aller Gesundheitsberufe, die die jeweiligen beruflichen Kompetenzen anerkennt und nutzt,
  2. die eigenverantwortliche und selbstständige Ausübung heilkundlicher Aufgaben durch Pflege- und Therapieberufe im Rahmen ihrer Qualifikation,
  3. eine verlässliche, multiprofessionelle Zusammenarbeit aller Gesundheitsberufe,
  4. die Orientierung an Patienten und Pflegebedürftigen statt an einer systemzentrierten Versorgung

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