
Eva Kaul & Markus Fischer (Hrsg.)
Einführung in die Integrative Körperpsychotherapie IBP (Integrative Body Psychotherapy)
Hogrefe Verlag, 2., vollständige überarbeitete und erweiterte Auflage, Bern 2024, 337 Seiten, 45,00 €, ISBN 978-3-456-86327-6
Das nun in seiner zweiten Auflage erschienene wissenschaftliche Lehrwerk zum Thema der Integrativen Körperpsychotherapie IBP (weiterhin IBP genannt) zeigt einen umfangreichen durch insgesamt dreizehn ausgewiesene Fachexpert/innen vermittelten Einblick in ein vergleichbar modernes Gebiet der Psychotherapie. In zehn Kapiteln werden umfassende Erläuterungen zur Historie und Theorie der IBP, dessen auf der humanistischen Psychologie basierenden Menschenbild und dessen Integrationsmodell sowie über die praktische Anwendung dieser Fachrichtung in Verbindung mit humanistischen Grundkonzepten der Psychotherapie, Entwicklungs- und Persönlichkeitsmodellen, Stressregulation und Atemtechniken aus der Achtsamkeitslehre vorgestellt und anhand von Praxisbeispielen verdeutlicht.
Die Herausgeber dieses Werks, Eva Kaul und Markus Fischer, verfolgten hierbei das Ziel, ein sowohl verständliches als auch anregendes Manuskript nicht nur für Studierende des Fachbereichs der IBP zu verfassen, sondern und vor allem auch das Feld der Integrativen Körperpsychotherapie IBP für andere Fachbereiche aus dem Gesundheits- und Sozialwesen sowie interessierte Laien zu öffnen. Die hier vorliegende zweite Fassung zeigt weiterhin die Fortschritte des Fachbereichs zu aktuellen interdisziplinären Modellen auf. Um der Zielverfolgung gerecht zu werden, wird stets auch für unerfahrene Lesende allgemeines psychotherapeutisches Grundwissen vermittelt und mit exemplarischen Behandlungsumsetzungen aus der psychotherapeutischen Arbeit mit Klient/innen gefestigt.
Begründet bereits in den 1960er Jahren von Jack Lee Rosenberg, Marjorie Rand und Beverly Kitaen-Morse fand die IBP erst dreißig Jahre später ihren Einzug in den deutschsprachigen Raum der psychotherapeutischen Wissenschaften durch den Begründer des Schweizer IBP-Instituts und ebenfalls Herausgeber dieses Manuskripts, Markus Fischer. Neben der historischen Entwicklung wird einleitend das Integrationsmodell der IBP ausführlich erläutert, da dies mit seinen drei menschlichen Erlebnisdimensionen den Grundpfeiler der körpertherapeutischen Psychotherapie darstellt. Bei den drei Erlebnisdimensionen spricht man vom körperlichen, emotionalen und kognitiven Erleben eines Menschen. Die körperliche bzw. somatische Dimension ist hierbei die grundlegendste, da sowohl „Menschsein als auch menschlicher Ausdruck im und über den Körper statt[findet]“ (S. 20). Anhand dieser drei Erlebnisdimensionen wird deutlich, dass Körpererleben, Emotionen und Kognitionen aufeinander einwirken, sich gegenseitig prägen und nicht voneinander getrennt zu beobachten sind. Bei der IBP ist das Ziel alle drei Erlebnisdimensionen zu einem ganzheitlichen Gewahrsein zu fördern. Klient/innenen erlangen Einsicht über ihr eigenes sogenanntes Körper-Fühl-Denk-Muster und können so erlernen Veränderungen zu integrieren und neue Prozesse zu aktivieren. Es ist die Aufgabe jeder IBP-Therapeutin bzw. jedes IBP-Therapeuten durch auf die drei Dimensionen zielgerichtete Fragen, die Selbstbeobachterposition der Klient/innen zu schulen, wodurch Klient/innen ihre eigenen Muster erkennen, ihre vergangene Sinnhaftigkeit verstehen und akzeptieren sowie ihre Bedeutung für die Gegenwart spüren können. Das Verständnis und auch die Akzeptanz für die eigene Person sollen hierdurch geschult werden, wodurch ein Gewahrsein der eigenen bewussten und unbewussten Ziele und Werte entwickelt werden kann.
Dieses Integrationsmodell mit den drei Erlebnisdimensionen wird im praxistheoretischen Teil des vorliegenden Werks in folgende interdisziplinäre Modelle konsequent integriert: humanistische Grundkonzepte, psychodynamische Grundlagen, Stressmodell, Atem- und Körperarbeit und Arbeit mit Sexualität in der Psychotherapie. Das Lehrwerk zeigt weiterhin auf, dass die IBP-Methode vor allem bei Patient/innen mit affektiven Störungen, Anpassungsstörungen und Angststörungen Erfolg aufwies, während es bei Patient/innen mit Persönlichkeitsstörungen und Patient/innen mit Mischformen aus Depression und Angst weniger Erfolg nachweisen konnte. Zusätzlich bietet dieses Werk für diejenigen Leser/innen, die die Theorie der IBP in ihre eigene Praxis umsetzen wollen, neben den anschaulichen Grafiken und Fallbeispielen im Manuskript auch Online-Zusatzmaterial (Leitfäden, Fragebögen und Übungen) zum Downloaden. Alles in allem lässt sich festhalten, dass dieses Buch eine Fülle an Themen abdeckt und die Integrative Körperpsychotherapie IBP nicht nur kompakt und verständlich erklärt, sondern auch mit behandlungstechnischen Umsetzungsbeispielen eine instruktive Anleitung für die eigene Praxis bietet.
Eine Rezension von Anna-Lisa Bopp
Heilpraktikerin auf dem Gebiet der Psychotherapie
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