
Gordian M. Kalwes
Das Wurstbrot in der Glasvitrine
Erzählungen eines Altenpflegers
I.C.H. Verlag, Grimma 2025, 236 Seiten, 17,40 €, ISBN 978-3-949234-51-4
‚Das Wurstbrot in der Glasvitrine‘ von Gordian M. Kalwes ist eine Sammlung von Erzählungen eines jungen Altenpflegers, der zuvor im Steuerwesen tätig war. Themen des Alltags eines in der Pflege und Betreuung älterer Menschen beschäftigten jungen Mannes, Themen des Alterns, der Demenz und der Vergänglichkeit sowie Fragestellungen zu menschlichen Beziehungen prägen die Geschichten des Buches.
Das Buch ist in 18 Kurzgeschichten gegliedert. Die Erzählungen beginnen und enden in der Wohnung des jungen Altenpflegers, wo uns der Autor Einblicke in seine Gedanken zur Berufswelt der Altenpflege gibt. Der überwiegende Teil der Geschichten zeigt das konkrete Geschehen des Pflegealltags- von der Kommunikation mit Hochbetagten bis hin zu intimsten Pflegeverrichtungen, die zuweilen bis in alle Einzelheiten beschrieben werden. Bei einer Gartenparty, dem dritten Ort der Handlung, spricht der junge Altenpfleger über seine Suche nach privatem Glück. Auch hier beschreibt der Autor sehr detailliert seine Gedanken und seine Gefühle.
‚Das Wurstbrot in der Glasvitrine‘ bringt neuartige Aspekte und frische Perspektiven in die Welt der Literatur ein: Ein einfaches Wurstbrot, von einem hochbetagten Menschen an einem alltäglichen Ort – einer Vitrine – abgelegt, wird zur Metapher für die Auseinandersetzung mit einem gesellschaftlich relevanten Thema voller emotionaler Tiefe.
Das Buch kombiniert verschiedene Erzählstile und -strukturen, was es unterscheidbar von traditionellen Erzählungen macht. Gerade die eindringlichen Schilderungen der Pflegehandlungen und der damit verbundenen Emotionen erweisen sich als besonders wertvoll – sowohl für ältere Menschen, die sich mit Fragen des Alterns und der Pflegebedürftigkeit auseinandersetzen, als auch für jüngere Leserinnen und Leser, die einen authentischen Einblick in die Welt der Pflege gewinnen möchten.
Die behandelten Themen des Buches sind hochaktuell: Pflege, Demografischer Wandel, Berufswahl, Sinnsuche, Wohnen, Freundschaft, Liebe. Diese Begrifflichkeiten kommen nicht als Titel oder Überschriften von Erzählungen vor, begleiten jedoch fortwährend die einzelnen Erzählungen. Der Autor setzt sich mit den Herausforderungen des Alltagslebens auseinander und bietet den Leserinnen und Lesern wiederholt Möglichkeiten zur Reflexion über die Bedeutung von kleinen Momenten und zwischenmenschlichen Beziehungen.
‚Das Wurstbrot in der Glasvitrine‘ lässt sich durchaus mit anderen literarischen Werken und auch Fachpublikationen vergleichen, insbesondere mit solchen, die sich mit Themen und Fragestellungen des Alltags, menschlicher Beziehungen und beruflicher Sinnsuche beschäftigen. Bezogen auf Fachbücher über Lebensführung, Achtsamkeit, Psychologie und Berufsorientierung bieten die Erzählungen des Buches eine literarische Perspektive, die sich gut in den Kontext anderer, sprich fachlich versierter Werke gut einfügt.
Insgesamt entfaltet das Buch einen facettenreichen Mehrwert: Die Erzählungen regen zum Nachdenken an und ermutigen dazu, beruflich wie privat die eigenen Lebensentscheidungen und Prioritäten zu hinterfragen. Durch die Verwendung einer spannenden Metapher als Buchtitel wird eine Verbindung zur eigenen möglichen Lebensrealität geschaffen. Dadurch werden Verständnis und zuweilen auch eine Identifikation zu den Charakteren der Erzählungen erleichtert. Der flüssige und leicht verständliche Sprach- und Schreibstil ermöglicht es, sich mit den eigenen Emotionen und Erfahrungen auseinanderzusetzen. Dies kann zu einer sehr tiefen Selbstreflexion führen. Insgesamt fördert das Buch ein Bewusstsein für den konkreten Alltag der Altenpflege und für die damit einhergehenden oft übersehenen Aspekte des zwischenmenschlichen Lebens, die letztlich von sehr großer Bedeutung sind. Ein generationenübergreifendes Buch, sehr lesenswert.
Eine Rezension von Rainer Bensch
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