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Corinna Klingler, Anja Pichl & Robert Ranisch (Hrsg.)

Ethik der Partizipation
Einblicke in gesundheitsbezogene Forschung, Politik und Technologieentwicklung

Transcript Verlag, Bielefeld 2024, 547 Seiten, 49,00 €, ISBN 978-3-8376-6926-8. 
Die Publikation ist Teil der Reihe „Gesundheit, Kommunikation und Gesellschaft“, Band 6

Der Sammelband beleuchtet die vielfältigen Aspekte der Partizipation im Gesundheitswesen. Die Autor:innen möchten Einblicke in Projekte und die darin geleisteten ethischen Arbeiten auch zur Klärung theoretischer Aspekte ermöglichen. Der Fokus liegt dabei auf dem Gesundheitskontext. Auch politische und regulatorische Prozesse beziehungsweise Technikentwicklungen mit Gesundheitsbezug werden in den Blick genommen. Ziel dieses Herausgeberbandes ist es, sichtbar zu machen, wo Ansätze, Begründungszusammenhänge und Methoden zusammenlaufen, aber möglicherweise auch divergieren.

Corinna Klingler ist als Referentin für Ethik Lehrer an der Akademie für Ethik in der Medizin sowie als freie Dozentin für qualitative Methoden und Ethik tätig. Sie war an unterschiedlichen medizinischen Instituten als wissenschaftliche Mitarbeiterin sowie für den German Biobank Node als Stakeholder Managerin tätig. Ihre Interessen im Bereich der Forschung liegen bei der Forschungs- und Public Health Ethik, den Schwerpunkt bilden zur Zeit vor allem Diskurse rund um das Stillen.

Anja Pichl arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Juniorprofessur für medizinische Ethik mit Schwerpunkt Digitalisierung, der Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg, Universität Potsdam. Hier lehrt sie die Bereiche Public Health Ethik und Ethik der Versorgungsforschung. Ihre Forschung setzt sich mit normativen Fragen in Zusammenhang mit Lebenswissenschaften und Medizin auseinander und verbindet Ansätze und Konzepte der Wissenschafts- und Technikphilosophie, STS und philosophische Ethik.

Robert Ranisch arbeitet als Junior Professor für medizinische Ethik mit dem Schwerpunkt Digitalisierung an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg, Universität Potsdam. Zudem leitet er die Forschungsstelle Ethik der Genom Editierung am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Tübingen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen insbesondere auf ethischen Aspekten der Digitalisierung des Gesundheitswesens sowie der Gentechnologie. Er beschäftigt sich in Theorie und Praxis mit der Wissenschaftskommunikation und Partizipation im Kontext ethisch sensibler Forschung und Entwicklung.

Weitere Autor:innen sind in dem Autor:innenverzeichnis des Sammelbandes aufgeführt.

Das erste Kapitel betont die wachsende Forderung nach Partizipation in der Gesundheitsforschung und -politik. Es wird hervorgehoben, dass durch die Einbindung von Patient:innen und anderen Betroffenen Entscheidungsprozesse demokratischer und bedürfnisorientierter gestaltet werden können.

Im darauffolgenden Kapitel werden die ethischen Prinzipien erörtert, die der Partizipation zugrunde liegen. Es wird diskutiert, wie Beteiligung die Autonomie und Selbstbestimmung der Betroffenen stärkt und welche moralischen Verpflichtungen daraus für Forschende und Entscheidungsträger resultieren.

Kapitel drei analysiert die praktischen Hürden bei der Implementierung von Partizipation, wie Zugangsbarrieren und Machtgefälle. Es wird diskutiert, wie solche Hindernisse die Effektivität von Beteiligungsprozessen beeinträchtigen können und welche Strategien zu ihrer Überwindung beitragen.

Kapitel 4 beschreibt Methoden und Ansätze zur Förderung verantwortungsvoller Partizipation, indem verschiedene Strategien vorgestellt werden, um Partizipation effektiv und ethisch vertretbar zu gestalten. Dazu gehören transparente Kommunikationsprozesse, die Einbindung vielfältiger Perspektiven und die Schaffung von Strukturen, die eine kontinuierliche Beteiligung ermöglichen.

Anhand konkreter Beispiele wird im fünften Kapitel gezeigt, wie Partizipation erfolgreich umgesetzt werden kann. Die dargestellten Fallstudien dienen als Inspiration und Lernquelle für ähnliche Initiativen und verdeutlichen die Vielfalt möglicher Ansätze.

Abschließend wird erörtert, wie sich die Ethik der Partizipation weiterentwickeln kann, um den zukünftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen gerecht zu werden. Es wird betont, dass kontinuierliche Reflexion und Anpassung notwendig sind, um Partizipation nachhaltig zu verankern.

Insgesamt bietet das Buch eine umfassende Analyse der Ethik der Partizipation im Gesundheitskontext und liefert sowohl theoretische als auch praktische Impulse für die Gestaltung partizipativer Prozesse. Die Praxisorientierung bietet wertvolle Anleitungen für die Umsetzung und betont die Notwendigkeit, Partizipation kontextsensitiv zu gestalten. Die Identifizierung von Barrieren ist der erste Schritt zu ihrer Beseitigung. Es bedarf gezielter Maßnahmen, um eine echte und inklusive Partizipation sicherzustellen. Fallstudien bieten praxisnahe Einblicke und können unter Berücksichtigung des spezifischen Kontextes als Unterstützung für zukünftige Projekte dienen. Allerdings sollte stets der spezifische Kontext berücksichtigt werden. Die Zukunftsperspektive unterstreicht die Dynamik des Feldes und die Notwendigkeit, flexibel auf neue Entwicklungen zu reagieren, um die Relevanz und Wirksamkeit von Partizipationsprozessen sicherzustellen. Die Beiträge des Bandes beleuchten die theoretischen Grundlagen einer Ethik der Partizipation und geben Hinweise darauf, wie diese verantwortungsvoll in der Praxis umgesetzt werden können. Dieser Band ist durch die sowohl theoretischen als auch praktischen Einblicke in die Ethik der Partizipation eine wertvolle Ressource für Fachleute und Interessierte in den Bereichen Gesundheitsforschung, Politik und Technologieentwicklung.

Eine Rezension von Stefanie Stober, M.Sc.

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