
Alexa Franke
Modelle von Gesundheit und Krankheit: Lehrbuch Gesundheitswissenschaften
Verlag Hans Huber, Nachdruck 2020 der 3. Auflage, Hogrefe AG Bern 2012, 285 Seiten, 30,00 EUR, ISBN 9783456851204
Die Autorin widmet sich den unterschiedlichen Modellen zum Verständnis von Gesundheit und Krankheit und versteht ihr Buch als einen Beitrag zu dem notwendigen gesellschaftlichen Diskurs über eine Gesundheitsgesellschaft europäischer Prägung. Der erste Themenblock (Kap.1-6) beschäftigt sich mit Definitionen und Dimensionen von Gesundheit, Krankheit und Behinderung – und den Schwierigkeiten der Abgrenzung zwischen diesen Konstrukten. Im zweiten Themenblock (Kap. 7 und 8) werden zunächst die Krankheitsmodelle vorgestellt. Eingegangen wird auf biomedizinische, psychosomatische und soziokulturelle Krankheitsmodelle, und es werden die Konsequenzen diskutiert, die sich aus diesen Modellen für die Versorgung von und für die Interaktion mit Patientinnen und Patienten ergeben. Der dritte Themenbereich (Kap.9) befasst sich mit Gesundheitstheorien, vor allem mit dem Modell der Salutogenese und den Konsequenzen eines Paradigmawechsels von Pathogenese zu Salutogenese. Der vierte Themenblock (Kap.10-12) beschäftigt sich mit geschlechtsspezifischen und sozialepidemiologischen Modellen sowie mit subjektiven Theorien von Gesundheit und Krankheit. Die Frage nach Wesen und Bedeutung der Gesundheit beschäftigt die Menschen seit Jahrtausenden, und alle „klassischen“ wissenschaftlichen Disziplinen wie Philosophie, Medizin, Jura, Theologie, Geschichtswissenschaft, Psychologie und Soziologie haben sich mit ihr auseinandergesetzt. Gesundheitsdefinitionen gibt es in großer Zahl, aber eine allgemein akzeptierte Definition von Gesundheit gibt es nicht und damit auch kein eindeutiges Kriterium, aufgrund dessen man sagen kann, dass jemand gesund ist. Gesundheit als Störungsfreiheit, als Wohlbefinden, als Leistungsfähigkeit und Rollenerfüllung, als Gleichgewichtszustand (Homöostase), als Flexibilität (Heterostase) und als Anpassung reflektieren das Spektrum der Dimensionen, die mit den Begriff Gesundheit verbunden sind. Die meisten „Laien“ definieren Gesundheit nicht primär als Abwesenheit von Krankheit, sondern sie verbinden mit dem Begriff eigene positive Inhalte und Vorstellungen – (psychisches) Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und körperliche Fitness. Für die Kennzeichnung von Krankheit spielen folgende Kriterien - das Vorhandensein von objektiv feststellbaren körperlichen, geistigen und/oder seelischen Störungen bzw. Veränderungen, also das Vorliegen eines Befunds, die Störung des körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens, eine Einschränkung von Leistungsfähigkeit und Rollenerfüllung und die Notwendigkeit professioneller (medizinischer) und sozialer, d.h. mitmenschlicher und gesellschaftlicher Betreuung – eine Rolle. Im Verhältnis von Gesundheit und Krankheit sind drei Relationen möglich: das dichotome Konzept postuliert, dass Gesundheit und Krankheit als zwei voneinander unabhängige Zustände, die sich gegenseitig ausschließen und nicht gleichzeitig vorhanden sein können; das bipolare Konzept, in dem Gesundheit und Krankheit als Pole eines Kontinuums gesehen werden, auf dem man sich mehr in die eine oder die andere Richtung bewegen kann. Sie werden deshalb auch Kontinuumsmodelle genannt. Orthogonale Konzepte stellen Gesundheit und Krankheit als unabhängige Faktoren dar, wodurch gekennzeichnet wird, dass Menschen sowohl gesunde als auch kranke Anteile haben, die gleichzeitig vorhanden sein können. Stärker als der Krankheitsbegriff ist der Begriff der Behinderung der Gefahr ausgesetzt, auf Diskriminierung und Stigma zu verweisen. Behinderung ist ein Defekt, der Menschen in ihrer Funktionsfähigkeit einschränkt und häufig zu verringerter Leistungsfähigkeit führt. Die Klassifikation von Funktionsfähigkeit und Behinderung ergibt sich dadurch, dass die vier Komponenten (Körperfunktionen und Körperstrukturen, Aktivitäten und Partizipation/ Teilhabe, Umweltfaktoren und personenbezogene Faktoren) beurteilt werden. Ein informatives, faktenreiches Buch, das dem Nutzer die verschiedenen Facetten, Aspekte und Perspektiven von Gesundheit und Krankheit in ihren Begründungskontexten und den sich daraus ergebenden Schlußfolgerungen aufzeigt.
Eine Rezension von Dr. med. Paul Kokott
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