170928 kongress preis altersforschung meyer kolb polidoriDer DGG-Förderpreis für Interdisziplinäre Altersforschung geht an Anna Maria Meyer und Professorin M. Cristina Polidori


Der mit 2.000 Euro dotierte Förderpreis für Interdisziplinäre Altersforschung geht in diesem Jahr an Anna Maria Meyer (Foto, links) und Professorin M. Cristina Polidori (rechts). Die Doktorandin und die Leiterin des Schwerpunktes Altersmedizin der Uniklinik Köln nahmen die Auszeichnung im Rahmen der Eröffnung des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) entgegen. Der Preis wurde bereits zum dritten Mal vergeben und zeichnet nun eine Forschungsarbeit der beiden Medizinerinnen aus, die sich mit dem Thema „Multidimensionale Prognoseberechnung bei älteren multimorbiden Patienten: Design und vorläufige Ergebnisse der MPI_InGAH-Studie“ beschäftigt. „Die Studie stach unter den eingereichten Arbeiten im Hinblick auf die wissenschaftliche Originalität, Interdisziplinarität, praktische Umsetzbarkeit und Bedeutung für die Zukunft deutlich heraus“, begründet Professor Gerald Kolb (Bildmitte), Vorsitzender des Preiskomitees, die Vergabe.
In der MPI_InGAH-Studie haben Anna Maria Meyer und M. Christina Polidori den sogenannten Multidimensionalen Prognostischen Index (MPI) auf ältere Patienten in einer Akutklinik angewendet. Ein bewährtes Prognoseinstrument aus der Geriatrie. „Wenn ältere Patienten ins Krankenhaus kommen, überdeckt deren akutes Leiden häufig viele andere gesundheitliche oder psychosoziale Probleme“, sagt Anna Maria Meyer. Diese vermeintlichen Nebenschauplätze sind jedoch mitentscheidend über den weiteren Krankheits- und Genesungsverlauf.


Studie enthüllt unentdeckte Ressourcen bei älteren Patienten
Für die Studie hat die Doktorandin bei bislang 170 Patienten, allesamt 70 Jahre und älter, neben dem Gesundheitszustand unter anderem die Fähigkeiten im Alltag, den Ernährungszustand, die mentale Leistungsfähigkeit und das Dekubitus-Risiko mithilfe standardisierter Erhebungsbögen festgestellt. Aus diesen Daten hat sie den MPI errechnet – eine Kennzahl, die das Risiko der geriatrischen Patienten widerspiegelt, nach der Entlassung innerhalb von kurzer Zeit erneut ins Krankenhaus eingewiesen zu werden oder zu sterben. Aktuell werten die Wissenschaftlerinnen aus, wie sich einzelne dieser gesundheitlichen und psychosozialen Faktoren auf die Zeit auswirken, die ältere Patienten im Krankenhaus verbringen. Diese Daten sollen Ärzten bei der komplexen Entscheidung helfen, ob weitere therapeutische Maßnahmen im Krankenhaus dem jeweiligen Patienten eher helfen oder schaden. Ein positives Zwischenfazit zieht Meyer bereits: „Durch die gründliche und standardisierte Untersuchung konnten wir nicht nur Risiken, sondern auch Ressourcen der Patienten enthüllen, die sonst oft unentdeckt bleiben.“

Pressekontakt der DGG
Torben Brinkema
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171011 woort preis valentina teskyWilhelm-Woort-Förderpreis über 20.000 Euro geht an Dr. Valentina Tesky

Der mit 20.000 Euro dotierte Förderpreis der Wilhelm-Woort-Stiftung für Alternsforschung geht in diesem Jahr an Dr. Valentina Tesky aus Frankfurt am Main. Die Diplom-Psychologin nahm den Preis im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) in der Mainmetropole entgegen. Sie forscht im Arbeitsbereich Altersmedizin mit den Schwerpunkten Psychogeriatrie und klinische Gerontologie am Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität. Den Preis überreicht hat Dr. Heinz-Walter Greuel (Foto) von der Wilhelm-Woort-Stiftung in Essen.
Ziel ihres zukünftigen Forschungsvorhabens ist es, die bis Ende 2017 erstellte Leitlinie „Einwilligung von Menschen mit Demenz in medizinische Maßnahmen“ auf Anwendbarkeit einschließlich hemmender und fördernder Faktoren zu prüfen. „Hierfür entwickle ich einen Online-Fragebogen und befrage die Mitglieder aller am Leitlinienvorhaben beteiligten Fachgesellschaften“, erklärt Dr. Valentina Tesky. Erstellt wird die Leitlinie unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG), der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Außerdem wirkt ein interdisziplinäres Konsortium mit, das auch Betroffenenvertreter einschließt.
Preis für Nachwuchswissenschaftler: Bis 31. Oktober bewerben!
Der Förderpreis der Wilhelm-Woort-Stiftung für Alternsforschung zeichnet Wissenschaftler aus, die ein herausragendes Forschungsprojekt oder Modellvorhaben in der anwendungsorientierten Alternsforschung durchführen. Konkret unterstützt werden können mit dem Geld Projekte aus den Bereichen integrierte geriatrische Versorgung, Prävention und Rehabilitation, gesellschaftliche Teilhabe und Unterstützung und Vermeidung unerwünschter Alternsfolgen. Die Stiftung wendet sich dabei ausdrücklich an Nachwuchswissenschaftler in der Promotions- und Postdoc-Phase sowie auch an forschungsinteressierte Mediziner in außeruniversitären Einrichtungen. Bis zum 31. Oktober 2017 werden Bewerbungen für den kommenden Förderpreis angenommen. Mehr Informationen gibt es auf der Förderpreis-Seite der DGG.

Bei Fragen zum Projekt können sich Interessierte gerne wenden an:

Dr. Valentina Tesky
Arbeitsbereichs Altersmedizin
Institut für Allgemeinmedizin
Goethe-Universität
Theodor-Stern-Kai 7
60590 Frankfurt
Tel.: 069 / 6301-83621
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

dbfk logoKlare Forderung an die Koalitionäre: Mehr Pflege ans Krankenbett!

Das zum 1. Januar 2016 in Kraft getretene Krankenhausstrukturgesetz hat zwar Qualität zum Maßstab und Ziel der Krankenhausversorgung erklärt, ist in der Umsetzung allerdings bisher im Ansatz steckengeblieben. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) fordert die künftigen Koalitionäre im Bundestag auf, endlich dafür zu sorgen, dass Patientinnen und Patienten in deutschen Krankenhäusern die Pflege erhalten, die sie benötigen und auf die sie einen Anspruch haben. „Wer erreichen will, dass statt der heutigen Über-Ökonomisierung gute Versorgungsqualität Ziel des Handelns in den Kliniken wird, darf nicht bei Lippenbekenntnissen stehenbleiben. Der Fokus auf Patientenorientierung und Patientensicherheit muss in den kommenden vier Jahren mit aller Konsequenz um- und durchgesetzt werden. Die Sicherstellung guter und fachgerechter Pflege ist dazu der wichtigste Schlüssel“, sagte heute DBfK-Präsidentin Prof. Christel Bienstein in Berlin. „Noch ist die ‚Stärkung der Pflege im Krankenhaus‘ ein leeres Versprechen geblieben. Das Pflegeförderprogramm kommt bei den professionell Pflegenden nicht an, für Pflege vorgesehene Anteile der DRG-Erlöse werden weiterhin für bauliche Investitionen oder andere Zwecke abgezweigt. Und gleichzeitig treten Tag für Tag erfahrene Pflegefachpersonen resigniert und erschöpft den Rückzug aus ihrem Beruf an, weil der Arbeitsalltag unerträglich geworden ist. Weil sie ihren Beruf nicht mehr ausüben können, wie er eigentlich gedacht ist. Weil sie den Patientinnen und Patienten vieles schuldig bleiben müssen, worauf diese ein Anrecht gehabt hätten. Weil Pflege einfach keine Fließbandarbeit sein kann, sondern die Antwort auf individuelle und komplexe Bedarfe schwerkranker Menschen sein muss. Dass sich unter solchen Bedingungen kaum noch Bewerberinnen für freie Stellen in der Krankenhauspflege finden lassen, ist kein Wunder“, so die DBfK-Präsidentin.

Seit Aussetzen der Pflegepersonalregelung (PPR) 1995 gibt es für die Kliniken keine verbindlichen Vorgaben mehr, wie viel Pflegepersonal mit welcher Qualifikation vorgehalten werden muss. Die durch Einführung der DRG-Finanzierung gesetzten Anreize haben ein Übriges dazu getan, Pflege in den Krankenhäusern Jahr für Jahr weiter abzuwerten und buchstäblich „ausbluten“ zu lassen. Die Folgen: Pflegemängel, Hygienedefizite, Medikationsfehler, unzureichende Anleitung von Pflegeschülerinnen und –schülern, von den stressbedingten Gesundheitsrisiken für die Pflegefachpersonen ganz abgesehen. Der DBfK fordert seit langem, gesetzliche Pflegepersonalmindeststandards (nurse to patient ratios) in den Krankenhäusern zu erlassen, um die Abwärtsspirale aufzuhalten. Dass das geht und wie sehr damit Versorgungsqualität verbessert werden kann, ist international längst erwiesen. Ein erster politischer Schritt ist auch in Deutschland zwar getan - für wenige „pflegesensitive Bereiche“ sind Personalvorgaben in Zukunft vorgesehen, allerdings kommt er viel zu spät und zu halbherzig. Den Krankenhausträgern, die auf den leergefegten Bewerbermarkt verweisen und auf ihre unternehmerische Freiheit beim Personaleinsatz pochen wollen, ist zu sagen: Wer über Jahre beweist, dass er mit der Verantwortung für die eigenen Beschäftigten verantwortungslos umgeht, muss es hinnehmen, dass die Gesetzgebung ihm die Richtung vorschreibt.

Freie Stellen können mit Pflegefachpersonen besetzt werden, wenn
- Dienstpläne stabil, verlässlich und mit Augenmaß gestaltet sind,
- die Relation zwischen Arbeitsanfall und Pflegekapazität auf ein normales Maß zurückgeführt wird,
- Pflegeschülerinnen und –schüler eine gute und motivierende praktische Ausbildung erleben,
- neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genügend Zeit für Einarbeitung und Ankommen am neuen Arbeitsplatz erhalten,
- Vorgesetzte und Krankenhausträger wieder ernsthaft und glaubwürdig um das Vertrauen der eigenen Beschäftigten werben.

Die Politik muss beweisen, dass sie den Weg zu mehr Versorgungsqualität im Krankenhaus beharrlich weiterverfolgt. Pflegende im Krankenhaus können erwarten, künftig besser vor Ausbeutung geschützt zu werden.

 

 

Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK)
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin
Tel.: 030-2191570
Fax: 030-21915777
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www.dbfk.de