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Verena Breitbach (Hrsg.)

Die Welt im Wandel
Gesellschaft – Gesundheit – Pflege

Springer Verlag, 2024, 218 Seiten, 39,99, ISBN 978-3662684603

Herausgeberin und Hintergrund

Seit September 2021 verantwortet Verena Breitbach (M. A.) den Bereich Presse und Kommunikation bei der Stiftung Humor Hilft Heilen. Zuvor leitete sie von 2013 bis August 2021 die Pressestelle der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV), die sie strategisch und crossmedial aufbaute und weiterentwickelte. Sie ist ausgebildete (Wissenschafts-)Journalistin (Springer Science & Business Media) und hat Bildungswissenschaften, Soziologie sowie Neuere deutsche Literatur an der Universität Bonn und der Sorbonne Paris-IV studiert. Als freie Journalistin war sie für verschiedene Medienhäuser im In- und französischen Ausland tätig.

Stil und Aufbau

Das Buch ist als Sammelband konzipiert und enthält Beiträge verschiedener Autor*innen, was zu einer gewissen Heterogenität im Stil führt. Dennoch gelingt es der Herausgeberin, durch eine klare Gliederung und thematische Fokussierung einen roten Faden erkennbar zu machen. Die Texte sind wissenschaftlich fundiert, aber auch für ein breiteres Publikum verständlich geschrieben, was den Zugang erleichtert.

Die Gliederung in sechs Teile – von der Einführung über gesellschaftliche Folgen, Gesundheitsfragen, Pflegeentwicklung, Szenarien bis zum Ausblick – schafft eine strukturierte Übersicht über die komplexen Themenfelder. Zahlreiche Studien und aktuelle Forschungsergebnisse untermauern die Argumente und bieten eine fundierte Basis für die Diskussion.

Einleitung: Ein Buch zur „Zeitenwende“

„Die Welt im Wandel“ versteht sich als eine Momentaufnahme einer globalen „Zeitenwende“, die durch eine Vielzahl von Krisen und Umbrüchen geprägt ist. Verena Breitbach betont in der Einleitung, dass wir uns in einer Phase befinden, in der vieles, was bislang als selbstverständlich galt, sich rapide verändert oder infrage gestellt wird. Die Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, Inflation und der Klimawandel sind nur einige der Herausforderungen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die individuellen Lebenswelten erschüttern. Dabei wird die „Zeitenwende“ nicht nur als Gefahr, sondern auch als Chance für einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel verstanden.

Die Herausgeberin und die Autor*innen zeigen auf, wie Unsicherheit, Zukunftsängste und Orientierungslosigkeit das kollektive Gefühl prägen, insbesondere bei jüngeren Generationen. Studien belegen, dass trotz der Herausforderungen auch ein gemeinsames Wertefundament zwischen Generationen existiert, das Hoffnung auf gesellschaftlichen Zusammenhalt gibt. Das Buch will Orientierung bieten und Impulse für eine resiliente Gesellschaft geben, die den Wandel aktiv gestaltet.

Gesellschaftlicher Wandel: Ambivalenzen und Herausforderungen

Ein großer Teil des Bandes widmet sich den gesellschaftlichen Folgen der multiplen Krisen. Soziologische Analysen verdeutlichen, wie die Pandemie und weitere Krisen die Verteilung von Sorgearbeit zwischen Müttern und Vätern beeinflusst haben und welche Rückschläge, aber auch Hoffnungsschimmer sich abzeichnen. Die Autor*innen zeigen, dass die gesellschaftliche Haltung gegenüber Care-Arbeit ambivalent ist: Einerseits wird Pflege und Sorgearbeit oft unterschätzt, andererseits wächst die Anerkennung für deren gesellschaftliche Bedeutung.

Die Beiträge zeichnen ein differenziertes Bild der Gesellschaft, das Klischees über Generationenkonflikte relativiert und aufzeigt, wie Medien und politische Diskurse die Wahrnehmung von gesellschaftlichen Gruppen prägen. Die Autor*innen appellieren an die Notwendigkeit eines „progressiven Wir“, das die Spaltung überwindet und gemeinsame Zukunftsperspektiven entwickelt.

Gesundheit im Fokus: Von individueller zu kollektiver Verantwortung

Die Pandemie hat den Megatrend Gesundheit beschleunigt und verändert das Verständnis von Gesundheit grundlegend. Gesundheit ist nicht mehr nur das Fehlen von Krankheit, sondern wird als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden. Psychische Gesundheit, Resilienz und Achtsamkeit gewinnen an Bedeutung, was sich auch in der steigenden Nachfrage nach Angeboten zur Gesundheitsförderung widerspiegelt.

Die Beiträge zu gesundheitlichen Fragestellungen beleuchten, wie das Gesundheitswesen auf die Klimakrise reagieren muss und welche Lehren aus der Corona-Pandemie gezogen werden können, um künftigen Herausforderungen besser zu begegnen. Besonders eindrücklich ist die Analyse der psychischen Auswirkungen multipler Krisen auf Kinder und Jugendliche, die oft als „übersehene Generation“ bezeichnet werden.

Pflege im Wandel: Beruf, Image und Digitalisierung

Ein zentrales Thema des Buches ist die Pflege, die weit über den Beruf hinaus als gesellschaftliche Aufgabe betrachtet wird. Die Autor*innen diskutieren, ob es einen nachhaltigen Imagewandel im Pflegeberuf gegeben hat oder ob die Anerkennung nur oberflächlich bleibt. Die Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Arbeitsbedingungen und Digitalisierung werden kritisch beleuchtet.

Besonders interessant sind die Beiträge, die die Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung in der Pflegeausbildung aufzeigen sowie die Entwicklung von Interessenvertretungen während der Pandemiezeit. Auch die Rolle von sozialen Medien und Influencern in der Pflege wird reflektiert, was die Komplexität und die neuen Kommunikationswege in diesem Berufsfeld verdeutlicht.

Multiperspektivische Zugänge und Zukunftsszenarien

Das Buch profitiert von der Vielfalt der Disziplinen, aus denen die Autor*innen stammen: Sozialwissenschaften, Medizin, Psychologie, Pflegewissenschaft, Klima- und Zukunftsforschung. Diese multiperspektivische Herangehensweise ermöglicht es, die Herausforderungen ganzheitlich zu betrachten und verschiedene Facetten des Wandels zu beleuchten.

Im letzten Teil des Buches werden Szenarien für eine resiliente Gesellschaft vorgestellt, die auf positiven psychologischen Konzepten basieren und Wege aufzeigen, wie Arbeit gesünder gestaltet werden kann. Die Rolle der Medien im gesellschaftlichen Transformationsprozess wird ebenfalls kritisch hinterfragt und als wichtiger Faktor für die Gestaltung der Zukunft erkannt.

Fazit: Ein wichtiger Beitrag zur Reflexion einer komplexen Gegenwart

„Die Welt im Wandel. Gesellschaft – Gesundheit – Pflege“ von Verena Breitbach ist ein zeitgemäßes und vielschichtiges Werk, das die Herausforderungen und Chancen unserer Zeit aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Es bietet eine differenzierte Analyse der multiplen Krisen und deren Auswirkungen auf zentrale gesellschaftliche Bereiche.

Das Buch ist besonders wertvoll für Fachleute aus Sozialwissenschaften, Gesundheitswesen und Pflege, aber auch für politisch und gesellschaftlich Interessierte, die sich mit den aktuellen Transformationsprozessen auseinandersetzen wollen. Die multiperspektivische Herangehensweise und die konstruktiven Zukunftsszenarien machen das Werk zu einem wichtigen Impulsgeber in einer Zeit großer Umbrüche.

Insgesamt überzeugt der Sammelband durch seine inhaltliche Tiefe, die Aktualität der Themen und die ausgewogene Darstellung von Risiken und Chancen. „Die Welt im Wandel“ regt zum Nachdenken an und motiviert dazu, den Wandel aktiv mitzugestalten – eine Lektüre, die in der heutigen Zeit unverzichtbar ist.

Eine Rezension von Romy Flotow
MSc Health Professions Education

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