Palm, Rebecca und Martin Dichter (Hrsg.)

Pflegewissenschaft in Deutschland – Errungenschaften und Herausforderungen

Festschrift für Sabine Bartholomeyczik

Verlag Hans Huber, Bern, 2013, 367 S., 26,99 €, ISBN 978-3-456-85248-5

Pflegewissenschaft ist in Deutschland noch eine vergleichsweise sehr junge Disziplin, die im Unterschied zu den traditionsreicheren Wissenschaftsgebieten nach wie vor um ihre Stellung und Anerkennung ringt. Zu denjenigen Personen, die durch ihr Engagement großen Einfluss auf die Entwicklungsgeschichte der deutschen Pflegewissenschaft hatten, gehört – etwa neben Ruth Schröck (Jahrgang 1931), die 1987 erstmals eine entsprechende Professur besetzte, und Hilde Steppe (1947-1999) – zweifelsfrei auch Sabine Bartholomeyczik. Anlässlich ihrer Verabschiedung aus der hauptamtlichen Arbeit in der Pflegewissenschaft haben Rebecca Palm und Martin Dichter die vorliegende Festschrift herausgegeben, um „im Sinne der akademischen Kultur“, wie sie in ihrem Vorwort schreiben, die Arbeit und das Wirken von Sabine Bartholomeyczik als Pflegewissenschaftlerin zu würdigen.

Rebecca Palm ist Gesundheits- und Krankenpflegerin mit einem Abschluss als Dipl. Pflegewirtin der Hochschule Osnabrück. Seit ihren Abschluss in Master of Science im Studienprogramm Pflegewissenschaft an der Universität Witten/Herdecke promoviert sie am Department für Pflegewissenschaft derselben Hochschule, wobei sie sich – als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (Witten) – mit der Erforschung demenzspezifischer Versorgungsstrukturen und Bewohneroutcomes in Einrichtungen der stationären Altenhilfe in Deutschland befasst.

Martin Dichter, Gesundheits- und Krankenpfleger mit einem Master of Science in Nursing, arbeitet ebenfalls als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (Witten). Seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte umfassen die Erfassung von Lebensqualität von Menschen mit Demenz in Wissenschaft und Praxis, die Erfassung von pflegebezogenen Outcomes in der Versorgung von Menschen mit Demenz und den Arbeitsbedingungen von beruflich Pflegenden und deren Folgen auf Gesundheit und Berufsausstiegsverhalten.

Für ihr Buch haben die Herausgeber die Veröffentlichungen von Sabine Bartholomeyczik nach Themenfeldern sortiert, deren Bandbreite von der Entwicklung der Pflegeforschung über die Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen, der Pflegeversicherung und der Entwicklung von Pflegediagnostik bis hin zu Assessment und Klassifikationen, orale Ernährung in der Pflege sowie die pflegerische Versorgung von Menschen mit Demenz reicht.

Die unter der Mitarbeit von Christel Bienstein, Elke Müller, Andreas Büscher, Dirk Hunstein, Maria Magdalene Schreier, Margareta Halek und Ulrike Höhmann entstandene Festschrift, die durch ein „Sachwortverzeichnis“ (S. 365-367) erschlossen wird, gliedert sich nach dem Vorwort der Herausgeber (S. 9-11) in die folgenden acht Teile beziehungsweise Kapitel:

  1. Pflegewissenschaft in Deutschland – von den ersten Schritten zu einer etablierten Wissenschaftsdisziplin (S. 13-79)
  2. Der Pflegeberuf und Arbeitsbedingungen in der beruflichen Pflege (S. 81-124)
  3. Die Pflegeversicherung – ein Januskopf für die Pflege? (S. 125-176)
  4. Entwicklung von Pflegediagnosen, Assessments, Klassifikationssystemen (S. 177-237)
  5. Orale Ernährung in der Pflege (S. 239-280)
  6. Die pflegerische Versorgung von Menschen mit Demenz (S. 267-313)
  7. Das politische Wirken einer Pflegewissenschaftlerin (S. 315-344)
  8. Abschließendes zur Biografie (S. 345-363).

Die den einzelnen Kapiteln zugeordneten Texte von Sabine Bartholomeyczik sind jeweils eingebettet in einen einleitenden Beitrag, der von einem ihrer Wegbegleiter/-innen oder Mitstreiter/-innen verfasst wurde, und ein Interview, das Rebecca Palm und Martin Dichter mit der Jubilarin führten, und zwar im Einzelnen:

  • zur Entwicklung der Pflegewissenschaft in Deutschland (S. 74-79)
  • zum Pflegeberuf und seinen Arbeitsbedingungen (S. 119-124)
  • zur Pflegeversicherung (S. 173-176)
  • zu Pflegediagnosen, Assessments und Klassifikationssystemen (S. 234-237)
  • zur Bedeutung oraler Ernährung in der Pflege (S. 264-265)
  • zu Herausforderungen in der Forschung und Versorgung von Menschen mit Demenz (S. 312-313)
  • zur pflegepolitischen Arbeit (S. 340-344).

Im ersten Teil („Pflegewissenschaft in Deutschland – von den ersten Schritten zu einer etablierten Wissenschaftsdisziplin“) beleuchtet die Pflegewissenschaftlerin Christel Bienstein unter der Überschrift „Es braucht Geduld, Engagement und Mitstreiter – Entwicklung einer neuen Wissenschaftsdisziplin“ (S. 14-26) die Entwicklung der Pflegewissenschaft in Deutschland. Sodann folgen die folgenden sechs Werke von Sabine Bartholomeyczik:

  • Gesundheit und Krankheit bei Krankenschwestern. Neue Wege in der Krankenpflegeforschung (1984) (S. 27-28)
  • Zur Konzeption praxisbezogener Pflegeforschung (1991) (S. 29-40)
  • Die Bedeutung der Pflegeforschung für die Krankenpflege (1992) (S. 41-50)
  • Vermittlung von Forschungskompetenz – selektive Erfahrungen einer «wissenschaftlichen Beraterin» (1993) (S. 51-57)
  • Zur Entwicklung der Pflegewissenschaft in Deutschland (1999) (S. 58-64)
  • Pflegeforschung: Entwicklung und Perspektiven in deutschsprachigen Ländern (2004) (S. 65-73).

Im zweiten Teil („Der Pflegeberuf und Arbeitsbedingungen in der beruflichen Pflege“) setzt sich die Pflegewissenschaftlerin Elke Müller in ihrem Beitrag „Eigentlich haben wir fast immer Pflegenotstand“ (S. 82-89) mit der Geschichte der Arbeitsbedingungen in der Pflege auseinander. Sodann folgen die folgenden vier Werke von Sabine Bartholomeyczik:

  • Krankenpflege und Weiblichkeit (1983) (S. 90-92)
  • Arbeitsplatz Krankenbett (1987) (S. 93-98)
  • Arbeitssituation und Arbeitsbelastung beim Pflegepersonal im Krankenhaus (1993) (S. 99-111)
  • Professionalisierung der Pflege – zwischen Abhängigkeiten und Omnipotenz (1997) (S. 112-119).

Im dritten Teil („Die Pflegeversicherung – ein Januskopf für die Pflege?“) beschäftigt sich der Pflegewissenschaftler Andreas Büscher mit den Errungenschaften und Grenzen der Pflegeversicherung (S. 126-135). Sodann folgen die folgenden fünf Werke von Sabine Bartholomeyczik:

  • Die Messung von Pflegezeiten – methodische und inhaltliche Probleme (2001) (S. 136-147)
  • Zeitrichtlinien zur Begutachtung des Pflegebedarfs. Evaluation der Orientierungswerte für die Pflegezeitbemessung (2001) (S. 148-149)
  • Grunddimensionen einer Definition von Pflege: Expertise für die Enquêtekommission zur Zukunft der Pflege in NRW (2002) (S. 150-157)
  • Positionspapier der Assessmentgruppe, Universität Witten / Herdecke, zur Pflegedokumentation: Kommentar zur Grundsatzstellungnahme „Pflegeprozess und Dokumentation“ des MDS (2007) (S. 158-165)
  • Pflegebedürftigkeit: Begriffe in der Pflegeversicherung und Chancen für die Qualität der Pflege (2010) (S. 166-172).

Im vierten Teil („Entwicklung von Pflegediagnosen, Assessments, Klassifikationssystemen“) fragt der Dipl. Pflegewirt Dirk Hunstein in dem Essay „Pflegediagnosen, Klassifikationssysteme und Assessmentinstrumente“ (S. 178-187) danach, wie man Pflege beschreiben, messen und transparent machen kann. Sodann folgen die folgenden fünf Werke von Sabine Bartholomeyczik:

  • Erforderliche Pflege – zu den Grundlagen einer Personalbemessung (2000) (S. 188-195)
  • Zur Formalisierung der Sprache in der Pflege (2003) (S. 196-203)
  • Pflegebedarf und Pflegebedürftigkeit (2004) (S. 204-214)
  • Pflegediagnostik, Assessment und Klassifikationen: Funktionen und Grenzen (2006) (S. 215-223)
  • Einige kritische Anmerkungen zu standardisierten Assessmentinstrumenten in der Pflege (2007) (S. 224-233)

Im fünften Teil („Orale Ernährung in der Pflege“) widmet sich die Dipl. Pflegewirtin Maria Magdalena Schreier der „Lust auf Ernährung – ein vernachlässigtes Thema ins Licht gerückt“ (S. 240-247). Sodann folgen die folgenden drei Werke von Sabine Bartholomeyczik:

  • Positionspapier der Nationalen Pflegeassessmentgruppe Deutschland zur Grundsatzstellungnahme „Ernährung und Flüssigkeitsversorgung älterer Menschen“ (2005) (S. 248-257)
  • Vorwort zum Expertenstandard „Ernährungsmanagement in der Pflege zur Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung Menschen“ (2010) (S. 258-260)
  • Der Expertenstandard „Ernährungsmanagement in der Pflege zur Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung Menschen“ – Präambel (2010) (S. 261-263).

Im sechsten Teil („Die pflegerische Versorgung von Menschen mit Demenz“) gibt die Pflegewissenschaftlerin und Gruppenleiterin am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Margarete Halek, „Einblicke in die Forschungsaktivitäten zur Versorgung von Menschen mit Demenz“ (S. 268-280). Sodann folgen die folgenden drei Werke von Sabine Bartholomeyczik:

  • Versorgungsnahe Demenzforschung ermöglichen – Fragestellungen im Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen an der Universität Witten / Herdecke (2010) (S. 281-294)
  • Herausforderndes Verhalten bei Menschen mit Demenz: Offene Fragen für die Forschung (2011) (S. 295-299)
  • Herausforderndes Verhalten demenzkranker Menschen (2011) (S. 300-311).

Im siebten Teil („Das politische Wirken einer Pflegewissenschaftlerin“) fasst die Pflegewissenschaftlerin Ulrike Höhmann in ihrem Beitrag „Die Akademisierung der Pflege: Vom Bohren dicker Bretter“ (S. 316-337) die hiermit verbundenen, speziellen politischen Herausforderungen zusammen. Mit „Taten statt Worte“, einer tabellarischen Darstellung der Gremienarbeit von Sabine Bartholomeyczik, schließt das Kapitel ab.

Der achte Teil („Abschließendes zur Biografie“) enthält einen „Lebenslauf von Sabine Bartholomeyczik“ (S. 346-349) und eine „Vollständige Bibliographie“ (S. 354-363), aufgeschlüsselt nach Artikel, Bücher, Buchbeiträge, Berichte und Herausgeberschaften.

Zur Bedeutung und Intention ihrer Festschrift schreiben die Herausgeber im Vorwort: „Mit den Aufsätzen soll der Beitrag, den Sabine Bartholomeyczik zum jeweiligen Themenfeld geleistet hat, deutlich werden. Bei der Auswahl der Aufsätze wurden denjenigen den Vorzug gegeben, die das jeweilige Themenfeld in einer Metaperspektive beleuchten, Ergebnisdarstellungen einzelner Projekte wurden absichtlich ausgelassen. Die Aufsätze nehmen den Leser teilweise mit auf eine Reise zu den Anfängen der Pflegewissenschaft, teilweise stammen sie auch aus jüngster Zeit. Dabei hat keiner der Beiträge an Aktualität verloren, auch wenn es um einige Themenfelder vermeintlich etwas ruhiger geworden ist. Wir hoffen mit diesem Nachdruck etwas dazu beitragen zu können, dass einige Diskussionsstränge wieder neu aufgegriffen und in konstruktiver Weise weiter geführt werden“ (S. 10).

Die gelungene Festschrift für Sabine Bartholomeyczik würdigt nicht nur ihr Leben und Wirken in der gesamten Bandbreite, sondern stellt zugleich auch die enorme Entwicklung der Pflege in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten dar. Einige der seit den 1980er Jahren hinlänglich bekannten Probleme, wie beispielsweise der Dokumentationsaufwand, die zunehmende Arbeitsverdichtung bei bestehendem Fachkräftemangel oder die Forderung nach einer Kammer für die Pflegeberufe, sind unterdessen bis heute nicht wirklich gelöst. Insofern sei das das Buch allen zur Lektüre empfohlen, denen die Pflege im Allgemeinen und die (Weiter-)Entwicklung der Pflegewissenschaft im Besonderen am Herzen liegt.

Rezension von Dr. Hubert Kolling

Schaeffer, Doris und Klaus Wingenfeld (Hrsg.)

Handbuch Pflegewissenschaft. Studienausgabe

Beltz Juventa Verlag. Weinheim, Basel2014, 766 S., 49,95 €, ISBN 978-3-7799-3123-2

 „Pflegewissenschaft“, so kann man bei „Wikipedia“ lesen, ist die wissenschaftliche Rahmenbezeichnung für anwendungsorientierte Fachrichtungen (Praxisdisziplinen) der Gesundheits- und Kranken-, Kinderkranken-, Alten- und Heilerziehungspflege. Den Sozialwissenschaften zugeordnet und umfasst sie die Bereiche Pflegetheorie und Pflegeforschung, wobei die Medizin, Gesundheitswissenschaft, Soziologie, Psychologie, Biologie, Philosophie und Geschichte ihre Bezugswissenschaften sind.

Nach „Meyers Lexikon“, hier zitiert nach der Internetplattform „PflegeWiki“, verfolgt die Pflegewissenschaft das Ziel, „das umfangreiche Erfahrungswissen der Pflegenden begrifflich zu fassen, zu systematisieren, Konzepte und Theorien zu entwickeln und damit zur wissenschaftlichen Fundierung, zum Erhalt und zur Erweiterung pflegerischen Wissens beizutragen“.

Alles klar? Wer sich ein umfassendes Bild über ein Thema machen möchte, dem sei der Griff zu einem entsprechenden Handbuch empfohlen. Für die vergleichsweise noch recht junge Disziplin der Pflegewissenschaft erschien ein solches Werk (herausgegeben von Beate Rennen-Allhoff und Doris Schaeffer) erstmals im Jahre 2000, dem 2011 eine Neuausgabe folgte. Der betreffende Band liegt nun (2014) erstmals als Studienausgabe vor.

Das „Handbuch Pflegewissenschaft“ wird von Doris Schaeffer und Klaus Wingenfeld herausgegeben.

Dr. phil. Doris Schaeffer ist Professorin für Versorgungsforschung / Pflegewissenschaft an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld. Neben ihrer Funktion als Direktorin des Instituts für Pflegewissenschaft (IPW) ist sie Sprecherin des NRW-Pflegeforschungsverbunds „Patientenorientierte Pflegekonzepte zur Bewältigung chronischer Krankheit“. Bevor sie an die Universität Bielefeld kam, war sie lange Jahre am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) in der Arbeitsgruppe „Public Health“ und an der FU-Berlin, unter anderem im Institut für Soziale Medizin tätig. Ihre wichtigsten Arbeitsgebiete sind die Gesundheitsforschung mit den Schwerpunkten Bewältigung chronischer Krankheiten und Gesundheitsprobleme und -erhaltung im Alter, die Versorgungsforschung mit den Schwerpunkten patienten- und nutzorientierte Versorgung, Versorgungsnutzung sowie Versorgung Schwerkranker und Pflegebedürftiger und die Pflegeforschung, in der sie sich neben Fragen der Theorie- und Methodenentwicklung insbesondere der Erschließung und wissenschaftlichen Fundierung neuer Aufgabenfelder für die Pflege widmet, wie beispielsweise Case Management, Patientenberatung oder Selbstmanagementunterstützung. Zu diesen Themen hat sie auch eine Vielzahl von Büchern, Buch- und Zeitschriftenbeiträge publiziert.

Dr. Klaus Wingenfeld ist wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld (IPW), Fakultät für Gesundheitswissenschaften. Nach dem Studium der Soziologie an der Universität Münster promovierte er 2004 an der Bielefelder Fakultät für Gesundheitswissenschaften. Bevor er zum IPW kam, war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medizinische Soziologie der Universität Münster, am Institut für System- und Technologie-Analysen Bad Oeynhausen und im (eigenen) Institut für angewandte Gesundheitswissenschaften in Detmold. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Entlassungsmanagement im Krankenhaus, Assessmentinstrumente, Pflege psychisch kranker alter Menschen und Qualitätsentwicklung in stationären Pflegeeinrichtungen. Neben der Betreuung diverser Projekte hat er zu den besagten Themen eine Reihe von Publikationen veröffentlicht.

Die knapp 50 AutorInnen, die an dem vorliegenden Handbuch mitgewirkt haben, im Einzelnen näher vorzustellen, würden den vorliegenden Rahmen sprengen. Hier möge der knappe Hinweis genügen, dass es sich durchweg um ausgewiesene WissenschaftlerInnen unterschiedlicher Wissensgebiete handelt, die überwiegend aus Deutschland, in Einzelfällen aber auch aus Kanada und den USA stammen. Für nähere Angaben sei auf das entsprechende Verzeichnis am Ende des Buches (S. 763-766) verwiesen.

Nach dem einleitenden Beitrag der Herausgeber/innen „Entwicklung von Pflegewissenschaft in Deutschland“ (S. 9-15) gliedert sich das Handbuch, das durch ein „Sachregister“ (S. 759-762) erschlossen wird, übersichtlich in sieben Teile, die insgesamt 36 Kapitel beziehungsweise Beiträge vereinen:

Teil I: Theoretische Grundlagen

  • Claudia Bischoff-Wanner: Pflege im historischen Vergleich (S. 19-36)
  • Martin Moers und Doris Schaeffer: Pflegetheorien (S. 37-66)
  • Sabine Bartholomeyczik: Pflegeforschung: Entwicklung, Themenstellungen und Perspektiven (S. 67-94)

Teil II: Methodische Grundlagen

  • Ingolf von Törne, Bernd Günther und Peter Potthoff: Quantitative Erhebungsverfahren in der Pflegeforschung (S. 97-116)
  • Juliet Corbin und Bruno Hildenbrand: Qualitative Forschung (S. 117-136)
  • Gabriele Meyer: Klinische Pflegeforschung: Relevanz und Standortbestimmung (S. 137-150)
  • Johann Behrens: Evidence based Nursing (S. 151-163)
  • Ingrid Darmann-Finck und Thomas Foth: Bildungs-, Qualifikations- und Sozialisationsforschung in der Pflege (S. 165-182)

Teil III: Gesellschaftliche Rahmenbedingungen

  • Adelheid Kuhlmey und Stefan Blüher: Demografische Entwicklung in Deutschland – Konsequenzen für Pflegebedürftigkeit und pflegerische Versorgung (S. 185-198)
  • Gerhard Naegele und Gerhard Bäcker: Pflegebedürftigkeit aus sozialpolitischer Sicht (S. 199-228)
  • Michael Simon: Gesundheitspolitische und ökonomische Rahmenbedingungen der Pflege (S. 229-247)
  • Thomas Klie: Rechtliche Rahmenbedingungen: Auf dem Weg zum Pflegerecht (S. 249-260)

Teil IV: Pflege in unterschiedlichen Lebensphasen und von unterschiedlichen Zielgruppen

  • Klaus Wingenfeld: Pflegebedürftigkeit, Pflegebedarf und pflegerische Leistungen (S. 263-290)
  • Friederike zu Sayn-Wittgenstein: Geburtshilfe durch Hebammen (S. 291-309)
  • Christina Köhlen: Pflegebedürftige Kinder und Jugendliche – Aufgaben der Pflege (S. 311-327)
  • Doris Schaeffer und Martin Moers: Bewältigung chronischer Krankheiten – Herausforderungen für die Pflege (S. 329-363)
  • Susanne Schoppmann und Holger Schmitte: Pflege bei psychischen Störungen (S. 365-383)
  • Christa Büker: Pflege von Menschen mit Behinderungen (S. 385-404)
  • Vjenka Garms-Homolová: Pflege im Alter (S. 405-427)
  • Patrick Brzoska und Oliver Razum: Migration und Pflege (S. 429-445)
  • Uwe Flick und Gundula Röhnsch: Vulnerable Bevölkerungsgruppen (S. 447-467)
  • Andreas Büscher und Wilfried Schnepp: Die Bedeutung von Familien in der pflegerischen Versorgung (S. 469-487)

Teil V: Pflegerische Versorgung in unterschiedlichen Settings

  • Andreas Büscher: Ambulante Pflege (S. 491-512)
  • Sabine Bartholomeyczik: Pflege im Krankenhaus (S. 513-530)
  • Christine Sowinski und Gergana Ivanova: Stationäre Langzeitpflege (S. 531-542)
  • Elke Hotze und Christoph Winter: Pflege in der Rehabilitation (S. 543-560)
  • Michael Ewers: Pflege und Versorgung am Ende des Lebens (S. 561-577)

Teil VI: Steuerung der pflegerischen Versorgung

  • Stefan Görres und Karl Reif: Neue Steuerungsaufgaben in der Pflege (S. 581-598)
  • Max Geraedts und Hans-Konrad Selbmann: Konzepte des Qualitätsmanagements (S. 599-615)
  • Doris Schiemann und Martin Moers: Qualitätsentwicklung und -standards in der Pflege (S. 617-642)
  • Michael Ewers: Case Management und andere Steuerungsaufgaben der Pflege (S. 643-660)
  • Adelheid Kuhlmey, Karin Höppner und Doris Schaeffer: Neue Aufgabenzuschnitte, Arbeitsteilungen und Kooperationsformen (S. 661-679)

Teil VII: Neue Aufgaben der Pflege

  • Klaus Wingenfeld: Pflegerisches Entlassungsmanagement (S. 683-703)
  • Gabriele Müller-Mundt: Patientenedukation als Aufgabe der Pflege (S. 705-726)
  • Klaus Hurrelmann und Annett Horn: Das komplementäre Verhältnis von Gesundheitsförderung und Pflege (S. 727-743)
  • Afaf Meleis: Globale Herausforderungen in der Pflege – ein Ausblick (S. 745-755).

In ihrem einleitenden Beitrag skizzieren Doris Schaeffer und Klaus Wingenfeld anschaulich die „Entwicklung von Pflegewissenschaft in Deutschland“. Während es gelungen sei, den Nachholbedarf auf dem Gebiet der „klinischen Pflegeforschung“ anzugehen und damit eine für die Evidenzbasierung der Pflege unverzichtbare Forschungstradition aufzubauen, sei die Pflegeforschung in anderen Bereichen erst rudimentär entwickelt. Hingewiesen wird hierbei auf Defizite der „pflegerischen Versorgungsforschung“, der „Pflegesystemforschung“ und der „patientenorientierten Pflegeforschung“.

Der Band eröffnet mit einem Überblick über theoretische und methodische Grundlagen (Teil I und II) sowie Beiträge zu den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die die Entwicklung der Pflege prägen (Teil III). Es folgen Beiträge, die sich mit den Bedarfslagen und der Versorgung verschiedener Personengruppen und mit der Pflege in besonderen Lebenssituationen befassen (Teil IV). Die Pflege in wichtigen Versorgungssettings steht im Mittelpunkt des V. Teils. Die Beiträge der letzten beiden Teile (VI und VII) greifen Handlungsfelder auf, in denen sich wichtige Neuorientierungen ankündigen, vor allem solche, die durch eine besondere Steuerungs- und Koordinationsverantwortung gekennzeichnet sind oder thematisieren neue Aufgaben der Pflege.

Inhaltlich näher vorgestellt sei hier lediglich der abschließende Beitrag von Afaf Meleis „Globale Herausforderungen in der Pflege – ein Ausblick“, in dem die Autorin vor dem Hintergrund des sich zuspitzenden Pflegenotstands und der weltweit um sich greifenden demografischen Alterung beziehungsweise des dadurch bedingten Versorgungsbedarfs einige der sich stellenden Herausforderungen diskutiert. Nach Ansicht der Autorin, Professorin für Pflegewissenschaft an der University of California (San Francisco), benötigen wir angesichts der weltweiten Veränderungen der Bevölkerungsentwicklung, der Zunahme und Vereinfachung räumlicher und geografischer Mobilität und des Drangs nach Migration und Immigration zunächst Studienprogramme, die Studierende auf ihre „Rolle als Weltbürger“ vorbereiten. Um eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung zu ermöglichen, die zugleich kulturelle, biologische, genetische und soziale Sensibilität beziehungsweise Kompetenz aufweist, sei es „erforderlich, Wissenschaftler auszubilden, die globale Paradigmen vertreten und bestrebt sind, Wissen zu generieren, das über die Grenzen von Ländern, Kulturen, sozialen Klassen / Schichten und genetischen Kompositionen hinweg reicht“ (S. 746).

Pflegewissenschaftler/innen müssten künftig einerseits interdisziplinär orientiert sein und andererseits eine klare pflege(-wissenschaftliche) Identität aufweisen. Hierzu sei es erforderlich, sich den monodisziplinären Problemen zu widmen und die Weiterentwicklung der Pflegewissenschaft voranzutreiben: „Denn Interdisziplinarität setzt eine klare monodisziplinäre Identität und eine ebensolche professionelle Orientierung voraus. Das gilt auch für die Pflegewissenschaft. Sie ist ohne starke monodisziplinäre Identität unmöglich“ (S. 748).

Ein weiter Punkt, auf den Afaf Meleis aufmerksam macht, ist der „genderspezifische Zugriff“. Danach werden im Gesundheitssystem immer mehr Aufgaben, die zuvor professionell erbracht wurden, in die Familie gelagert, genauer: auf Frauen übertragen, nicht zuletzt, weil dies kostengünstiger ist. Allerdings würde durch die Substitution professioneller, bezahlter Leistungen durch informelle, unentgeltliche Leistungen auch die Arbeit derjenigen entwertet, die diese Aufgaben gegen Bezahlung leisten. „Patienten leben in der Familie und werden in erster Linie dort versorgt – wir sollten dafür sorgen, dass sie dort die notwendige Versorgung erhalten und diese Arbeit nicht minderbewertet wird. Egal, ob diese Arbeit professionell oder informell erbracht wird, sie muss angemessen entlohnt werden und benötigt Unterstützung, Evidenz und Ausbildung“ (S. 750).

Unter der Überschrift „Innovative Ressourcenvielfalt“ setzt sich die Autorin auch mit den revolutionären Veränderungen unserer Kommunikation auseinander. Angesichts der technischen Neuerungen müssten künftige Ausbildungen und Studienprogramme auch „skills in Simulationstechnik und Informatik“ enthalten, um die nächsten Generationen auf technisch versierte und fachlich kompetente Klienten und Patienten vorzubereiten, die bestens über gesundheitliche Probleme und evidenzbasierte Behandlungsoptionen informiert sind. Künftige WissenschaftlerInnen müssten daher kritisch denken, klug mit moderner Technik umgehen und wissen, wie sie die rasch verfügbaren Mengen an Daten, Informationen und Wissen strukturieren und unterscheiden können. Ein weitaus anspruchsvolleres Ziel bestehe unterdessen darin, „Wissenschaftler auf eine Art von Forschung vorzubereiten, in der der Einfluss von Technik, elektronischen Krankenakten, Informationssystemen und Computerisierung auf die Gesundheit, auf die Ressourcen und Fähigkeiten, auf den Aufbau von Organisationen und auf die Ermöglichung einer Gesundheitsversorgung, die auf Maximen sozialer Gerechtigkeit beruht, beachtet wird“ (S. 752).

Nach Ansicht von Afaf Meleis ist die Wissenschaftsentwicklung in der Pflege unter anderem davon abhängig, wieweit es gelingt, „die klinische Praxis evidenzbasiert weiterzuentwickeln, und natürlich auch, wieweit die pflegewissenschaftliche Theorie- und Forschungsentwicklung forciert werden kann“ (S 752). Deshalb müssten Pflegewissenschaftler/innen künftig theoretisch und praktisch so ausgebildet werden, dass sie eigene Forschungsprogramme entwickeln und ebenso, dass sie Berufskarrieren einschlagen können, die inspirierend auf die Pflegewissenschaft zurückwirken. „Investitionen in Pflegewissenschaftler (vor allem in Nachwuchswissenschaftler) sind Investitionen in die Zukunft der Pflege und Ermöglichung einer qualitativ hochwertigen Versorgung“ (S. 752).

Die Globalisierung, so die Autorin, könne freilich nur dann zur Erweiterung pflegewissenschaftlichen Wissens beitragen, wenn Pflegewissenschaftler und -praktiker ihre Arbeit an „kohärenten Rahmenkonzepten“ orientieren. Die entscheidende Herausforderung bestehe „in einer globalen Kooperation darin, einerseits innerhalb der Grenzen gemeinsamer Werte und einer gemeinsamen (pflege-)wissenschaftlichen Zielvision zu bleiben und andererseits offen für kulturbedingte Unterschiede der Normen, Überzeugungen und Strukturen der Versorgung zu sein“ (S. 754).

Pflege und Pflegewissenschaft haben seit dem Erscheinen der ersten Auflage des vorliegenden „Handbuchs“ im Jahre 2000 eine dynamische Entwicklung durchlaufen, die durch den voranschreitenden demografischen und epidemiologischen Wandel, durch den sich in allen Bereichen des Gesundheitswesens die Anforderungen und Aufgaben verändert haben, stark befördert wurde. So haben in der Pflege der letzten Jahre beispielsweise Aufgaben der Versorgungsgestaltung und -steuerung an Bedeutung gewonnen, ebenso wie edukative und beratende Aufgaben, während Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation einen hohen Stellenwert einnehmen und infolge des technologischen Fortschritts vielfältige neue Optionen entstanden sind. Um ihnen angemessen zu entsprechen, sind neue wissenschaftlich fundierte Konzepte gefordert, die zugleich die Evidenzbasierung pflegerischen Handelns befördern. Hierzu beizutragen, ist das Ziel von Pflegewissenschaft, die vor inzwischen zwei Jahrzehnten auch in Deutschland an Fachhochschulen und Universitäten etablieren konnte.

Mit dem von ihnen herausgegebenen „Handbuch Pflegewissenschaft“ möchten Doris Schaeffer und Klaus Wingenfeld den erreichten Entwicklungsfortschritt der Pflegewissenschaft aufzeigen und zugleich vorantreiben. Ihre Veröffentlichung verstehen sie als ein „Übersichtswerk“ für Studierende wie Lehrende, aber auch ForscherInnen und MitarbeiterInnen verschiedener Institutionen, in dem die zentralen Themen und Entwicklungen des Fachgebiets komprimiert dargestellt werden.

An dem bewährten Aufbau des Handbuchs wurde weitgehend festgehalten. Während die Ausgabe von 2000 einen Umfang von 885 Seiten hat, umfasst die Neuausgabe (2011) und die Studienausgabe (2014) lediglich noch 766 Seiten. Dabei sind einige Beiträge weggefallen, darunter die Darstellungen von Beate Rennen-Allhoff „Qualifikatorische Rahmenbedingungen: Berufliche Bildung in der Pflege“ und Hartmut Remmers „Ethische Aspekte der Pflege“, ebenso wie die drei Beiträge im früheren siebten Teil „Ergebnisse der Pflegeforschung“. Warum das Thema „Ethische Aspekte der Pflege“ – das wichtige Stichwort „Ethik“ wird man im „Sachregister“ vergebens suchen – nicht mehr aufgenommen wurde, ist nicht nachvollziehbar. Bedauerlich ist auch, dass bei der Neuausgabe das „Personenverzeichnis“ gestrichen wurde.

Gleichzeitig kamen viele neue Beiträge hinzu, insbesondere zu den methodischen Grundlagen (z. B. „Quantitative Erhebungsverfahren in der Pflegeforschung“, „Klinische Pflegeforschung“, „Evidence based Nursing“), den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Pflege (z. B. „Demographische Entwicklung in Deutschland“), zur Pflege in unterschiedlichen Lebensphasen und von unterschiedlichen Zielgruppen (z. B. „Migration und Pflege“, „Vulnerable Bevölkerungsgruppen“), der pflegerischen Versorgung in unterschiedlichen Settings (z. B. „Pflege im Krankenhaus“, „Pflege in der Rehabilitation“, „Pflege und Versorgung am Ende des Lebens“), der Steuerung der pflegerischen Versorgung (z. B. „Neue Steuerungsaufgaben in der Pflege“, „Case Management und andere Steuerungsaufgaben der Pflege“) sowie neue Aufgaben der Pflege (z. B. „Pflegerisches Entlassungsmanagement“, „Patientenedukation als Aufgabe der Pflege“).

In ihrem einleitenden Beitrag über die „Entwicklung von Pflegewissenschaft in Deutschland“. weisen, wie bereits erwähnt, die Herausgeber auf Defizite der „pflegerischen Versorgungsforschung“, der „Pflegesystemforschung“ und der „patientenorientierten Pflegeforschung“ hin. In dieser Aufzählung sucht man den Hinweis auf die historische Pflegeforschung vergebens; dies ist um so schmerzlicher, als seit der Jahrtausendwende bereits nahezu 50 Pflegestudiengänge, in der Regel mit mehreren Professuren versehen, existierten, es bis heute aber (immer noch) keinen einzigen Lehrstuhl für die Geschichte der Krankenpflege gibt. Dabei wäre die (weitere) Aufarbeitung der eigenen Berufsgeschichte nicht nur im Hinblick auf ethische Fragestellungen wichtig.

Sieht man von diesem Kritikpunkt einmal ab, wird das Handbuch seinem selbst gestellten Anspruch gerecht. Es bietet nicht nur tiefe Einblicke in die Breite des nationalen und internationalen pflegewissenschaftlichen Diskurses, sondern stellt auch vertiefend einzelne Themenkomplexe vor, die für die Entwicklung von Pflegewissenschaft und -praxis besonders wichtig sind. Wer sich mit einem Thema weitergehend beschäftigen wollte, findet am Ende von jedem Beitrag umfangreiche Literaturhinweise. Insofern ist das „Handbuch Pflegewissenschaft“ ein ideales Nachschlagewerk für alle, die sich über den Stand der Pflegewissenschaft in Deutschland (bis zum Jahr 2011) informieren wollen.

Mit der nun (2014) erfolgten Veröffentlichung des Handbuchs als Studienausgabe, bei dem es sich um einen Nachdruck ohne jegliche Veränderungen beziehungsweise Aktualisierungen handelt, ist laut Coverangaben intendiert, den erreichten Entwicklungsfortschritt der Pflegewissenschaft aufzuzeigen und zugleich voranzutreiben. Studierende wie Lehrende, aber auch Forscher und Mitarbeiter verschiedenster Institutionen könnten hier auf ein Übersichtswerk zurückgreifen, in dem die zentralen Themen und Entwicklungen des Fachgebietes komprimiert dargestellt werden.

Wenngleich oder besser, obwohl das Werk für die ins Auge gefasste Zielgruppe einen hervorragenden Überblick über das Handlungs- und Aufgabenfeld der Pflege in Deutschland mit einer Fülle von empirischen Detailinformationen und weiterführender Literatur bietet, stellt sich die Frage, warum es erst jetzt als (billigere) Studienausgabe veröffentlicht wurde. Hierfür dürften in erster Linie ökonomische Gründe vonseiten des Verlages ausschlaggebend gewesen sein. Um „den erreichten Entwicklungsfortschritt der Pflegewissenschaft aufzuzeigen und zugleich voranzutreiben“, hätte man jedenfalls keine drei Jahre warten müssen.

 Eine Rezension von Dr. Hubert Kolling

 

Böhme, Hans

Rechtshandbuch für Pflegeeinrichtungen von A-Z

Verständliche Rechtserläuterungen – konkrete Handlungsanweisungen – direkte einsetzbare Arbeitshilfen

WEKA-Media, Kissing, 2002, 158 €, ISBN 3-8276-4424-0 – November 2014

Von dem im März 2003 an dieser Stelle vorgestellten Rechtshandbuch für Pflegeeinrichtungen sind inzwischen die 56. Ergänzungslieferung erschienen - mit der aktualisierten CD.

Die Ergänzungslieferung enthält ein neues Stichwort, das allerdings leider komplett nur auf der CD vorliegt:

Abrechnungsbetrug - Der Vorwurf des Abrechnungsbetrugs im Gesundheitswesen ist ein jahrelanges Phänomen, das die letzte Zeit auch durch die Medien geistert. Für das Jahr 2013 wurden allein bei der Kaufmännischen Krankenkasse 566 Fälle von Abrechnungsbetrug festgestellt. Führend waren mit Abstand die Apotheken. Danach folgten Krankenhäuser und ambulante Pflegedienste, abgeschlagen schließlich die Vertragsärzte. Nicht jeder Fall ist so eindeutig, wie behauptet wird. Allerdings ist das Unrechtsbewusstsein der Beteiligten nicht immer ausgeprägt.

Im vorliegenden Stichwort wird ausgeführt, auf welche Voraussetzungen es beim Abrechnungsbetrug in Pflegeunternehmen tatsächlich ankommt, und erläutert, was zu beachten ist, wenn wegen eines (vermeintlichen) Abrechnungsbetrugs

strafrechtliche Ermittlungen ins Haus stehen.

 

Zwei Stichworte wurden grundlegend überarbeitet:

  • Geistheilung- Mit Urteil vom 02.03.2004 hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass Geistheiler keine Erlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz benötigen. Was für Geistheiler gilt, gilt erst recht für andere Formen der Energiearbeit, aber auch für die Tätigkeit von Altenpflegern und -pflegerinnen sowie Kranken- und Gesundheitspflegern/-pflegerinnen. Heilkunde im Sinne des Heilpraktikergesetzes ist also eng auszulegen.

Das Amtsgericht Gießen hat mit Urteil vom 12.06.2014 folgerichtig entschieden, dass praktizierende Geistheiler sich nicht strafbar machen können, wenn sie gegenüber ihren Kunden deutlich machen, dass sie keine Heilkunde ausüben, also ärztliche und Heilpraktikerkompetenz nicht übernehmen.

Im aktualisierten Stichwort wird dieses Thema näher dargestellt.

  • „Heilpflanzenanwendung“ - Vor fast zehn Jahren wurde das Stichwort "Heilpflanzenanwendung" vorgestellt. Inzwischen haben sich etliche Zusatzfragen ergeben, die es angebracht erscheinen lassen, das Thema nunmehr in aktualisierter Fassung vorzulegen.
  • „Landesheimrecht im Überblick“ - Nachdem zwischenzeitlich alle Bundesländer Heimgesetze verabschiedet haben, stellen wir in einem Überblick alle wichtigen Vorschriften auf aktuellem Stand vor.

Rezension von Paul-Werner Schreiner