Autonomie und Selbstbestimmung des Patienten
Theoretische und praktische Aspekte (Bockenheimer-Lucius, Gisela)

Themenheft der Zeitschrift "Ethik in der Medizin" (ISSN 0935-7335), 14 (2002) 3 (Springer-Verlag, Tiergartenstraße 17, 69042 Heidelberg)

Rezension von: Paul-Werner Schreiner

Seit gut 20 Jahren zählt die Autonomie zu den zentralen Prinzipien der medizinischen Ethik. Das Heft 3/2002 des Publikationsorgans der Akademie für Ethik in der Medizin ist dem Thema "Autonomie und Selbstbestimmung des Patienten" gewidmet. Es verdient über den Kreis der Abonnenten der Zeitschrift hinaus Beachtung.

In dem ersten Beitrag reflektiert die Philosophin T. Rehbock die zentralen medizinethischen Grundbegriffe "Autonomie", "Fürsorge" und "Paternalismus". Sie skizziert dabei die Konsequenzen einer nicht paternalistischen Fürsorge, die den Willen auch und gerade nicht-kompetenter Patienten achtet.

In dem zweiten Beitrag wird eine pragmatische Interpretation und Umgehensweise mit dem Gebot des Informed Consent vorgeschlagen. Als Maßstab für den Umfang der zu leistenden Aufklärung dient dabei an der Schwere der Entscheidung.

Im dritten Beitrag werden philosophische, medizinische und juristische Erwägungen darüber angestellt, ob die Autonomie "fremdvertreten" werden kann - ein zentrales Problem der Patientenverfügungen und des Betreuungsrechts. Mit einem quasi verwandten Problem befasst sich der vierte Beitrag. Aus juristischer Perspektive werden Gründe dafür vorgetragen, dass aktive Sterbehilfe bei einwilligungsfähigen Patienten, wenn der Wunsch danach ernsthaft und stabil vorgetragen wird, unter bestimmten Umständen moralisch erlaubt ist und entsprechend juristisch erlaubt werden sollte.

Die beide abschließenden Beiträge beschäftigen sich mit speziellen Fragestellungen - zum einen mit der Frage der Wunschsectio, der Frage nach des Selbstbestimmungsrechts in der Geburtshilfe, und zum anderen mit den Impfungen in der Pädiatrie, wo es einen Balanceakt zwischen Autonomie und Sozialpaternalismus zu realisieren gilt.

Das Heft bietet hervorragendes Material für den Einstieg in die Autonomieproblematik im Handlungsbereich der Medizin, wozu die Pflege zuzurechnen ist.