Die Sexualität des Menschen (Kokott, Götz)

C.H.Beck, München, 1995, 123 S. - ISBN 3-406-39824-3

Rezension von: Dr. Hubert Kolling

Obwohl Sexualität ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Lebens ist und wir in einer Zeit relativ liberaler sexueller Einstellungen leben, steht es mit der Freiheit und der Lust an der Liebe - dies zeigt die Misere der schulischen Sexualaufklärung, die Verklemmtheit so mancher Aids-Aufklärungsschrift und die Hilflosigkeit öffentlichen Sprechens über Sexualität zu Genüge - nicht zum Besten. Wenngleich heutzutage zwar mehr über Sex gesprochen wird, ist das Wissen um die Sexualität dennoch nicht viel umfangreicher geworden. Hier setzt Götz Kockott mit seinem schmalen Taschenbüchlein über "Die Sexualität des Menschen" an, mit dem er dem am daran Interessierten die wichtigsten Aspekte zu diesem Thema vermitteln möchte.

Im ersten von insgesamt vier Kapiteln stellt der Autor die körperlichen Grundlagen der Sexualität vor sowie die Entstehung der Geschlechtsidentität und die Entwicklung der sexuellen Orientierung. Das zweite Kapitel behandelt die verschiedenen Formen sexueller Funktionsstörungen und ihre körperlichen und vor allem auch psychischen Ursachen. Während das dritte Kapitel sexuelle Deviationen und ihre fließenden Übergänge zur üblichen Sexualität beschreibt, widmet sich das abschließende Kapitel der Homosexualität. Götz Kockott, Facharzt für Psychiatrie und leitender Oberarzt an der psychiatrischen Klinik der Technischen Universität München, Klinikum rechts der Isar, ist es damit gelungen, in knapper Form und allgemein verständlicher Sprache den heutigen Stand des Wissens über wesentliche Aspekte menschlicher Sexualität zu vermitteln. Insgesamt betrachtet bietet die Veröffentlichung eine fundierte Orientierungshilfe die auch dazu beitragen kann, Vorurteile gegenüber Menschen mit besonderen Formen eines sexuellen Lebensstils abzubauen. Wer sich mit dem Thema unter pflegerischen Gesichtspunkten auseinandersetzen möchte, muss freilich auf speziellere Literatur zurückgreifen.