Gesundheitsökonomie, Qualitätsmanagement und Evidence-based Medicine
Ein systematische Einführung (Lauterbach, Karl W. und Matthias Schrappe (Hrsg.))

Verlag Hans Huber, Bern, 2002, 223 S., 40 Abb., 1 Tab., 29,95 € - ISBN 3-456-83258-3

Rezension von: Cornelia Schreiner

Das deutsche Gesundheitswesen erlebt seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts fortlaufend, d.h. meist abhängig von Wahlzyklen, sog. Reformen. Von den politisch jeweils Verantwortlichen wird nicht selten von einem Neuansatz gesprochen, der eine Gesundheitsversorgung auf hohem Niveau für viele Jahre sichert. Dabei dürfte selbst dem unaufmerksamen Beobachter inzwischen nicht entgangen sein, dass das oberflächliche Herumdoktern an Symptomen bzw. das Verschieben von Zuständigkeiten nicht in der Lage ist, die anstehenden Probleme zu lösen - das gilt auch für die jetzt anstehende Einführung des DRG-Systems. Man ahnt, dass ein grundlegender Strukturwandel notwendig wird und dieser Wandel folgende grundlegende Grundannahmen einschließen muss:
  • Die Möglichkeiten der Medizin sind grundsätzlich immer offen und schier unbegrenzt.
  • Die finanziellen Ressourcen sind begrenzt.
  • Da Gesundheitsleistung eine zu bezahlende Leistung ist, müssen transparente Begrenzungen eingeführt werden.
Die Debatte über diese Probleme hat einen neuen Wissenschaftszweig hervorgebracht: die Gesundheitsökonomie. In der gesundheitsökonomischen Beschäftigung mit den Fragen der Finanzierung der Gesundheitsversorgung spielen zwei Begriffe eine zentrale Rolle:
  • Qualitätsmanagement und
  • Evidence-based Medicine.
Die von zwei in der Sache ausgewiesenen Experten - Lauterbach ist Professor für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie an der Universität Köln und Schrappe, ebenfalls Professor, Leiter der Zentralen Dienstleistungseinrichtung für Qualitätsmanagement an den Universitätskliniken Köln - vorgelegte Einführung ist in drei Teile gegliedert:
  • Grundlagen
  • Gesundheitsökonomie und Krankenhausbetriebswirtschaftslehre
  • Qualitätsmanagement.
Der erste Teil wird bezeichnender Weise mit einem Kapitel über Ethik eingeleitet. Dabei wird die auf Kant fußende Verteilungsgerechtigkeit einer Ergebnisorientierung des Utilitarismus gegenübergestellt, wobei zunächst keines der beiden Modelle favorisiert wird. Es wird ferner in Statistik und klinische Epidemiologie eingeführt, was insofern wichtig ist, als die Gesundheitsökonomie mit losgelöst vom Einzelfall ermittelten Daten arbeiten muss. Im umfangreichsten Kapitel dieses Teils werden medizinische Entscheidungsprozesse auf der Grundlage von Evidence-based Medicine dargestellt. Ferner werden die Möglichkeiten von gesundheitsökonomischen Studien und systematischen Reviews vorgestellt. Es werden hierbei Parallelen zur Evidence-based Medicine deutlich, z. B., dass viele Maßnahmen durchgeführt werden ohne gesichertes Wissen und einen Überblick über die Studien, die zu dem betreffenden Bereich bereits vorliegen oder gerade durchgeführt werden. Von besonderer Bedeutung und auch weithin nicht bekannt ist, dass es zur Methodik von Evidence-based Medicine gehört, dass Studien auch im Hinblick darauf geprüft werden, wer sie finanziert, was Auskunft über ihre Qualität und den Objektivitätscharakter ihrer Ergebnisse gibt.

Im zweiten Teil werden die Gesundheitsökonomie und ihre methodischen Ansätze, z. B. Disease Management und Managed Care, sehr anschaulich dargestellt sowie die Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren aufgezeigt.

Im dritten Teil werden die Bedeutung des Qualitätsmanagements herausgestellt, in die entsprechende Terminologie eingeführt sowie die unterschiedlichen Konzepte und Methoden vorgestellt. Besonders zu erwähnen ist die Entwicklung von Leitlinien, die in Deutschland auf nationaler Ebene vereinheitlicht und so zu einheitlichen Therapieempfehlungen ausgebaut werden sollen. Damit soll eine Situation überwunden werden, die dadurch gekennzeichnet ist, dass es für manche Erkrankung 10 und mehr Therapieempfehlungen gibt, die sich oftmals grundlegend unterscheiden und so bei den behandelnden Ärzten mehr zu Verwirrung beitragen, als dass sie eine Hilfestellung wären.

Die vorliegende Einführung in Gesundheitsökonomie ist allen im Gesundheitswesen Tätigen zur Lektüre zu empfehlen. Es werden Zusammenhänge und Probleme anschaulich und aufschlussreich dargestellt und erörtert. Für die in verantwortlicher Stellung Tätigen sollte es zur Pflichtlektüre werden.