Florence Nightingale
Eine Frau im Kampf für die Menschlichkeit (Vasold, Manfred)

Verlag Friedrich Pustet. Regensburg 2003, 264 Seiten, 11 Abbildungen, Hardcover, € 22,-. ISBN 3-7917-1849-5

Rezension von: Dr. Hubert Kolling

Sie gilt allgemein als Wegbereiterin der modernen Krankenpflege, die Engländerin Florence Nightingale, die als Tochter von Fanny, geborene Smiths, und William Edward Nightingale auf einer Italienreise ihrer Eltern am 12. Mai 1820 in Florenz geboren. Da sie der britischen Oberschicht angehörte, wurde ihr eine ausgezeichnete höhere Allgemeinbildung zuteil, und auf den zahlreichen Auslandsreisen, auf denen sie ihre Eltern begleiten durfte, festigte sie unter anderem ihre umfassenden Fremdsprachenkenntnisse. Unterdessen strebte die junge Frau gegen die frauenfeindlichengesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit und gegen den Widerstand ihres Elternhauses nach schöpferischer beruflicher Selbständigkeit auf dem sozialen Gebiet der öffentlichen Krankenpflege. Erste praktische Erfahrungen hierzu sammelte sie bei Barmherzigen Schwestern in Frankreich und in der von Georg Heinrich Theodor Fliedner (1800-1864) gegründeten Diakonissenanstalt in Kaiserswerth (bei Düsseldorf). Im Jahre 1854 wurde sie im Krim-Krieg vom britischen Kriegsministerium mit einer Sondermission im Lazarett von Skutari (Istanbul) beauftragt, wo englische Verwundete schlecht versorgt waren. Dabei gelang ihr nicht nur eine Verbesserung der Pflegequalität, sondern auch eine grundlegende Reorganisation des Militärsanitätswesens. Im Jahre 1858 erschien ihr Buch "Notes on nursing", in deutscher Übersetzung 1861 unter dem Titel "Die Pflege bei Kranken und Gesunden" herausgebracht, und 1859 ihr Werk "Hints on hospitals", in Deutschland 1866 unter dem Titel "Bemerkungen über Hospitäler" verlegt, mit denen sie sich "als die erste Pflegewissenschaftlerin der Neuzeit" (Horst-Peter Wolff) exponierte. Am 4. Juni 1860 eröffnete sie in London mit 15 Schülerinnen die erste "Nightingale Training School for Nurses", wobei sie einen im internationalen Vergleich einmalig hohen Anteil theoretischen Wissens vermittelte. Hochgeehrt starb Florence Nightingale am 13. August 1910 und wurde auf dem East-Wellow-Friedhof in London beigesetzt. An ihr humanitäres Wirken erinnert am St. Thomas Hospital in London das Florence-Nightingale-Museum.

Wer sich freilich mit dem abwechslungsreichen und engagierten Leben dieser ungewöhnlichen Frau intensiver beschäftigen möchte, der kann das von dem Sozialhistoriker Manfred Vasold vorgelegte Buch "Florence Nightingale. Eine Frau im Kampf für die Menschlichkeit" zur Hand nehmen. Der Autor, der einem größeren Publikum durch seine Veröffentlichung "Pest, Not und schwere Plagen. Seuchen und Epidemien vom Mittelalter bis heute" (München 1991) bekannt wurde, schildert darin auf spannende und zugleich unterhaltsame Art und Weise das Leben von Florence Nightingale in all seinen Facetten. Die Darstellung ist übersichtlich gegliedert in eine Vielzahl größerer und kleinerer Kapitel, die in chronologischer Reichenfolge biographische Einzelheiten zum Leben und Wirken der für die Pflegegeschichte so bedeutenden Persönlichkeit vorstellen. Wer darüber hinausgehendes Interesse am Thema hat, findet am Ende des Buches eine brauchbare Auswahlbibliographie vor, in der man allerdings das für die Geschichte der Krankenpflege unentbehrliche, von Horst-Peter Wolff herausgegebene zweibändige "Biographische Lexikon zur Pflegegeschichte. Who was who in nursing history" (1997 und 2001) vergeblich sucht.

Abgesehen von diesem Kritikpunkt stellt sich die generelle Frage nach der Bedeutung des Buches, wobei die Antwort durchaus ambivalent ausfällt. Auf der einen Seite ist es zunächst sicherlich zu begrüßen, wenn auf eine pflegehistorisch bedeutende Persönlichkeit aufmerksam gemacht wird. Auf der anderen Seite bringt die Veröffentlichung für die historische Pflegeforschung, zumal sie nicht als wissenschaftliches Werk mit Anmerkungsapparat und Quellenangaben konzipiert ist, wenig Neues. Berücksichtigt werden muss dabei auch, dass über Florence Nightingale bereits fast ein Dutzend Biographien vorliegen, sei es in Beiträgen von Fachzeitschriften oder in Form von Monographien.