Empathie in der Pflege (Bischoff-Wanner, Claudia )Verlag Hans Huber, 2002, 298 S. 26,95 €, ISBN3-456-83871-9Rezension von: Susanne Vollmer, BScN |
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In der vorliegenden Dissertationsarbeit von Claudia Bischoff-Wanner wird die Begriffsklärung in der internationalen Empathiediskussion ausführlich behandelt und die Entwicklung eines Rahmenmodells aufgezeigt. Ziel ist es, einen Beitrag zur Theorieentwicklung in der Pflege zu leisten und eine Grundlage zu schaffen den Begriff Empathie empirisch zu untersuchen Nach einer inhaltlichen und methodischen Einführung in denen sechs unterschiedliche Methoden der Begriffsanalyse aufgezeigt werden, wird der Aufbau der Arbeit schlüssig erklärt.
Das nächste Kapitel setzt sich mit der Gefühlsarbeit in der Pflege, als Voraussetzung der Empathie, auseinander. Es folgt ein Kapitel mit unterschiedlichen Definitionen, Verwendungen und Abgrenzungen des Begriffs Empathie in einem interdisziplinären Überblick aus der Sozial- und Entwicklungspsychologie. In einer Tabelle werden die Kategorien und Merkmale affektiver und kognitiver Empathie herausgestellt. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit mehrdimensionalen Modellen von Empathie, aus der Sozial- und Entwicklungspsychologie – Empathie als Prozess des Verstehens.
In einem weiteren Kapitel werden die verschiedenen Definitionen und Begriffe unter Pflegewissenschaftlerinnen diskutiert, und es folgt eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Empathiemodellen aus der Pflegewissenschaft. Im letzten Kapitel wird Empathie als Prozess in einem pflegespezifischen Rahmenmodell dargestellt. Die Kategorien von einem pflegespezifischen Empathiebegriff werden mit ihren Merkmalen in einer Tabelle übersichtlich veranschaulicht.
Jedes Kapitel endet mit einem Zwischenfazit und teils mit einer modellhaften Darstellung der Ergebnisse. Es ist geglückt, mithilfe des Rahmenmodells und einer Hypothesenbildung die Voraussetzung zur empirischen Untersuchung zu schaffen und einen Beitrag zur Theorieentwicklung zu leisten.
Das Buch ist gut strukturiert und die Abhandlung nachvollziehbar. Die Komplexität des Begriffs „Empathie“ wird anschaulich dargestellt. Eine Übernahme des Empathiebegriffs aus der Psychotherapie wird in der zusammenfassenden Diskussion und Bewertung kritisch hinterfragt. Ein Ergebnis für die Pflege ist die Erkenntnis, dass Empathie nicht die einzige Voraussetzung helfenden Verhaltens ist, sondern ein Mittel und eine Möglichkeit. Pflegende haben einen spezifischen Zugang zu den Patienten. Die Arbeit ist all denjenigen zu empfehlen, die sich mit dem Begriff der Empathie und dem Mitgefühl in der Pflege explizit auseinandersetzen wollen. Die differenzierte Auseinandersetzung mit dem Empathiebegriff ist Grundlage pflegerischen Handels. Die Ausbildung in den Pflegeberufen sollte daher zur Entwicklung empathischer Kompetenz beitragen, weshalb das Buch Unterrichtenden im Besonderen zu empfehlen ist.