Kontinenz – Inkontinenz – Kontinenzförderung
Praxishandbuch für Pflegende (Hayder, Daniela, Elke Kuno und Margit Müller)

Verlag Hans Huber, Bern, 2008, 174 S., 51 vierfarb. Abb., 5 Tab., Kt, 24.95 €, ISBN: 978-3-456-84544-9

Rezension von: Sabine Podewski, BScN

Wurde bislang der Pflegealltag durch die adäquate Versorgung der Inkontinenz geprägt, ist jetzt ein Umdenken angezeigt: Ziel ist die Förderung der Kontinenz. Das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) veröffentlichte 2007 den Expertenstandard „Förderung der Harnkontinenz in der Pflege“. Für die Umsetzung dieses Standards bietet das vorliegende Praxishandbuch das erforderliche Wissen sowie Denkanstöße für die persönliche Haltung der Pflegenden.

Zu Beginn werden dem Leser Fakten zu Häufigkeit und Risikofaktoren der Harninkontinenz sowie Informationen zur Entwicklung des Expertenstandards vermittelt. Für die Implementierung werden konkrete Aufgaben für das Management genannt.

Das zweite Kapitel beschreibt die Inkontinenz aus der Perspektive der Betroffenen und mögliche Auswirkungen auf die Pflegebeziehung. Es verdeutlicht einerseits das adäquate wertschätzende Verhalten der Pflegenden, andererseits auch die besonders belastende Situation für pflegende Angehörige.

Das Kapitel zur Ermittlung von Ursachen und Formen der Harninkontinenz beschreibt organische Ursachen und die Pathophysiologie, aber auch funktionelle Gründe für Inkontinenz, die insbesondere bei älteren Betroffenen von hoher Relevanz sind. Die Anfertigung, Auswertung und Interpretation von Miktionsprotokollen wird anhand von Fallbeispielen vorgestellt.

Neu ist die Formulierung der „Kontinenzprofile“, denen die betroffenen Personen entsprechend ihrer funktionellen Einschränkungen und Selbstpflegefähigkeiten zugeordnet werden. Sie dienen der Beschreibung der aktuellen Kontinenzsituation, der Zielformulierung sowie der Evaluation. Der Einteilung der Profile liegt eine fehlende oder vorhandene Inkontinenz zu Grunde, sie sagt jedoch nichts über Form, Stärke und Tag-Nacht-Verteilung der Inkontinenz aus. So stellen die Kontinenzprofile ein eher grobes Raster dar, das durch Formulierung von Unterkategorien weiter entwickelt werden kann.

Die Darstellung der Maßnahmen zur Kontinenzförderung beginnt mit Grundlagen hinsichtlich der Beratung zu sensiblen Themen. Neben inhaltlichen Aspekten werden kommunikative Kompetenzen dargestellt. Allgemeine und spezielle Maßnahmen zur Kontinenzförderung werden ausführlich erläutert, die Bandbreite pflegerischer Interventionen wird verdeutlicht. Die medikamentöse Therapie wird eher knapp beschrieben.

Das fünfte Kapitel ist ausführlich dem Thema Hilfsmittel gewidmet. Einführend werden Kompetenzen zu Beratung und Anleitung vermittelt. Neben Qualitätskriterien an Hilfsmittel werden personenbezogene Kriterien vorgestellt, die eine individuelle Versorgung unterstützen. Informationen zur Verordnungsfähigkeit schließen das Kapitel ab.

Das Kapitel zur Hautpflege stellt die Zusammenhänge zwischen Harninkontinenz und Hautschäden dar und erläutert die präventiven Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Haut.

Abschließend wird die Evaluation des Prozesses der Kontinenzförderung beschrieben und mögliche Ursachen für eine fehlende Zielerreichung werden genannt.

Dem Autorenteam - drei ausgewiesenen Expertinnen in Praxis und Forschung – ist es sehr gut gelungen, sowohl Berufsanfänger, erfahrene Praktiker als auch Lehrende anzusprechen. Das notwendige Wissen zur Kontinenzförderung sowie eine patientenzentrierte und gesundheitsorientierte Haltung werden in dem vorliegenden Buch hervorragend vermittelt. Ein klarer Schreibstil, zahlreiche praxisnahe Fallbeispiele, Merksätze und Abbildungen fördern die Lesefreundlichkeit und wirken motivierend auf die Leser. Literaturnachangaben ermöglichen den wissenschaftlich interessierten Lesern eigene Recherchen.

Auf dem Weg zur erfolgreichen Implementierung des Standards stellt dieses Buch eine angenehme und überaus lohnende Pflichtlektüre dar.