Ulrich Räth

Medikamentenlehre für Altenpflegeberufe

Wissenschaftliche Verlagsanstalt, Stuttgart 2010, Dritte, völlig neu bearb. Aufl., 397 Seiten, 29,90 €, ISBN 978-3-8047-2472-3

Die Behandlung von Krankheiten mithilfe von Arzneimitteln ist neben der chirurgischen Therapie seit jeher einer der Grundpfeiler der Krankheitsbekämpfung. Von daher sind grundlegendes Wissen über Aufnahme, Verteilung, Verhalten eines Stoffes im Körper, Wirkprinzip, Abbau und Ausscheidung unabdingbare Voraussetzungen für den verantwortungsbewussten Umgang mit Medikamenten. Es steht daher außer Frage, dass zu den Ausbildungsfächern der Pflegeberufe auch die Arzneimittellehre gehört.

Insbesondere Altenpflegerinnen und Altenpfleger haben in ihrem Arbeitsalltag täglich Umgang mit Arzneimitteln, von der korrekten Lagerung der ärztlich verordneten Medikamente über das Stellen bis hin zur richtigen Einnahme. Zugleich ist das Pflegepersonal bei Nebenwirkungen, Unverträglichkeit sowie Wechselwirkungen der erste Ansprechpartner für die Senioren. Je besser es über Arzneimittel Bescheid weiß, desto besser kann es die Notwendigkeit einer richtigen und regelmäßigen Einnahme vermitteln und bei Auffälligkeiten einen Arzt gezielt die Beobachtungen übermitteln.

Eines der seit vielen Jahren eingeführten Lehrbücher zu diesem Thema ist die „Medikamentenlehre für Altenpflegeberufe“ von Dr. Ulrich Räth. Erstmals 1999 mit einem Umfang von 286 Seiten veröffentlicht, liegt das Buch nach 2004 (mit 364 Seiten) seit 2010 in der dritten, völlig neu bearbeiteten Auflage mit nunmehr 397 Seiten vor. Der Autor verfügt über eine langjährige Praxis als Apotheker für Offizinpharmazie, Krankenhausversorger und Lehrer an der Berufsfachschule für Altenpflege sowie an der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege der Ubbo-Emmius-Klinik / Ostfriesisches Krankenhaus Norden-Aurich wie auch als Galenik-Lehrer an der PTA-Schule in Leer.

Das Buch im handlichen A-5-Format gliedert sich nach Vorwort, Inhaltsverzeichnis und Abkürzungsverzeichnis in die folgenden 21 Kapitel, die ihrerseits zahlreiche Unterkapitel aufweisen:

  1. Einführung in die Behandlung mit Arzneimitteln
  2. Herkunft der Arzneistoffe
  3. Arzneimittel im Einsatz
  4. Verabreichungsmöglichkeiten von Arzneizubereitungen
  5. Arzneiformen
  6. Arzneimittelsicherheit
  7. Allgemeine Arzneimittelwirkungslehre
  8. Steuersysteme des Körpers und ihre Krankheiten
  9. Psychopharmaka
  10. Vegetatives Nervensystem und seine medikamentöse Beeinflussung
  11. Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  12. Atmungsorgane
  13. Verdauungssystem
  14. Hormonsystem und seine Erkrankungen
  15. Niere und ableitende Harnwege
  16. Hautkrankheiten und ihre medikamentöse Behandlung
  17. Tumoren und ihre medikamentöse Behandlung
  18. Antiinfektiva
  19. Das Blut
  20. Caliciumstoffwechsel und Osteoporose
  21. Wasser-Elektrolyt-Säure-Basen-Haushalt

Ergänzt wird Darstellung, zu der auch 64 Schwarzweiß-Abbildungen und 85 Tabellen gehören, durch Hinweise auf Literatur und ein ausführliches Sachregister.

Zur aktuellen Ausgabe des Buches heißt es im Vorwort: „Die vorliegende 3. Auflage wurde intensiv überarbeitet und die Auswahl der Arzneimittel den aktuellen wissenschaftlichen Gegebenheiten angepasst. Insbesondere erfuhren die Tabellen eine umfassende kritische Durchsicht. Die Nennung der Handelspräparate erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellt keine Empfehlung dar“ (S. V).

Das Lehrbuch besticht zunächst durch seine sehr übersichtliche Gliederung. Inhaltlich klärt es wichtige Begriffe der Pharmakokinetik und vermittelt umfassend, was Arzneimittel sind, wie sie wirken, welche unerwünschten Wirkungen sie haben können, wie sie richtig angewendet werden und was bei der Lagerung zu beachten ist. Um etwa die Wirkungen der Arzneimittel besser zu verstehen, wird in jedem Kapitel auch die Anatomie des jeweiligen Systems (z. B. Nervensystem oder Verdauungssystem) angesprochen und kurz erklärt. Zugleich werden häufige Krankheiten übersichtlich vorgestellt, die Scherztherapie ausführlich behandelt und bei allen Arzneimittelbesprechungen das Alter besonders berücksichtigt.

Neben dem Text enthält das Buch auch eine Vielzahl von Schwarzweiß-Abbildungen und Tabellen, von denen man sich eine Reihe in wesentlich besserer Qualität gewünscht hätte. So sind etwa die Abbildungen anatomischer Zusammenhänge (z. B. S. 239 und S. 313) sehr blass und wenig prägnant. In einigen Fällen, wie etwa beim „Weg eines Wirkstoffs von der Einnahme bis zur Ausscheidung“ (S. 57-58), wäre auch anstatt einer Tabelle eine Abbildung übersichtlicher. Sieht man von solchen Punkten einmal ab, handelt es sich bei der „Medikamentenlehre für Altenpflegeberufe“ von Ulrich Räth um ein umfassendes Werk mit vielen verständlichen Beschreibungen und Erklärungen, das für die vorgesehene Zielgruppe der „Altenpflegeberufe“ sowohl im Unterricht als auch als Nachschlagewerk bestens geeignet ist.

 Eine Rezension von Dr. Hubert Kolling