Rückengerechtes Arbeiten in der Pflege
Leitfaden für gesundheitsfördernde Transfertechniken (Ammann, Angelika)

Schlütersche, Hannover, 2002, 64 S., 94 Abb., 26,00 € - ISBN3-87706-676-3

Rezension von: Annadore Tautz

Anbetracht der Tatsache, dass Rückenbeschwerden bei vielen Pflegepersonen alltäglich sind und durch den dadurch bedingten Krankheitsausfall erheblicher volkswirtschaftlicher Schaden entsteht bzw. zu befürchten ist, wird es Zeit, dass sich die Pflegenden ausführlicher und detaillierter mit dem Thema befassen, besonders auch in der "Chefetage". Nur so kann konsequent die Umsetzung geplant und durchgeführt werden. Die Autorin des vorliegenden Buches hat ein Projekt zu diesem Thema durchgeführt.

Am Anfang des Buches wird die Entstehung und Entwicklung dieses Projektes erläutert. Es wird dabei rückengerechtes Arbeiten mit den beschriebenen Techniken interdisziplinär zum Thema gemacht. Ausführlich wird dargelegt, wie bei der Verbreitung, Umsetzung und Optimierung der Techniken vorgegangen und wie die Akzeptanz der in den Stationen Tätigen ermittelt wurde.

Im nächsten Kapitel werden Techniken für rückengerechtes Arbeiten beschrieben. Frau Ammann erläutert anhand von Bildern und kurzen Erklärungen neun verschiedene Hilfsmittel und einige Techniken aus der Kinästhetik, wie sie in der Praxis eingesetzt werden können. Dabei bedient sie sich Elementen aus der Kinästhetik und dem Bobathkonzept. Diese beiden Prinzipien werden nur kurz erklärt. Die einzelnen Techniken werden unterschiedlich genau erläutert. Es wird bei den Transfertechniken nicht genau auf die Körperhaltung und die Gewichtsverlagerung eingegangen, dadurch besteht die Gefahr, dass bei Anwendung der Hilfsmittel die Belastung auf den Rücken sogar noch ansteigt, weil das Bewusstsein für die Ergonomie (den Rücken) fehlt. Bei einigen der vorgestellten Hilfsmittel wird für mich, wenn ich die Faktoren Hygiene, benötigte Menge (Finanzierung) und Verfügbarkeit in der Station bedenke, die praktische Anwendung und Akzeptanz infrage gestellt; Hilfsmittel wie z.B. das "Rollboard" sind sehr empfehlenswert auch hinsichtlich der Kosten-Nutzen-Analyse.

In einem weiteren Kapitel werden die einzelnen Hilfsmittel noch einmal genauer beschrieben vor allem unter den Gesichtspunkten der Hygiene, des Materials usw.; die Preise sind leider nicht angegeben.

Am Ende des Buches sind wichtige gesetzliche Bestimmungen und andere Verordnungen des Gemeinde Unfallversicherungsverbands aufgeführt, die zu diesem Thema erlassen worden sind und die sehr nützliche Argumentationshilfen darstellen, z.B. auch Gesprächen mit Pflegedienstleitungen und/oder Verwaltungen.

Fazit: Wer sich über sämtliche Hilfsmittel informieren will, um das Tragen und Heben bei der Pflege zu vermeiden, wird in diesem Buch gute Vorschläge finden, schont aber seinen Rücken dadurch nur bedingt. In diesem Buch werden wichtige Basiskenntnisse, die Voraussetzung für eine gesundheitsfördernde Technik sind, lediglich erwähnt, Grundlagen zu rückengerechten Haltungen, Bewegungen und allgemein anerkannte Transfertechniken, die auf einer wissenschaftlichen Grundlage beruhen, fehlen.

Die Autorin selbst betont allerdings auch, dass das Buch allein keine ausreichenden Kenntnisse vermitteln soll - dann hätte man vielleicht den Titel anders wählen sollen: Der Begriff "Leitfaden" bezieht sich also eher auf die Hilfsmittel, das Buch erfüllt somit die Erwartungen nicht, die mit dem Titel gestellt werden. Voraussetzung für rückengerechtes Arbeiten können nur praktische Anleitung für ergonomische Techniken und Übungen zur Stärkung der Muskulatur sein, die und im Bewusstsein aller verankert und mit Hilfe von Physiotherapeuten täglich praktiziert werden müssen.