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DKG fordert nationale Strategie für krisenfeste Krankenhäuser
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat in Berlin eine umfassende Studie präsentiert, die aufzeigt, dass erhebliche Investitionen und politische Entscheidungen notwendig sind, um die Krankenhäuser krisenresilient zu machen. Beauftragt wurde die Untersuchung vom Institute for Health Care Business (hcb) und dem Deutschen Krankenhausinstitut (DKI). Die veränderte Sicherheitslage in Europa und Deutschland wirkt sich auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens aus – auch auf die Krankenhäuser. Begriffe wie Kriegstauglichkeit und Resilienzstärkung sind dadurch wieder verstärkt Teil der öffentlichen Debatte.
Das Gutachten beleuchtet drei zentrale Szenarien: Cyberangriffe und Sabotageakte, den Bündnisfall – also die Verteidigung eines NATO-Mitglieds inklusive Versorgung verletzter Soldaten aus Bündnisstaaten – sowie den Verteidigungsfall, also die direkte Verteidigung Deutschlands und die Versorgung eigener Verwundeter. Im Mittelpunkt der Analyse stehen die Maßnahmen, die Krankenhäuser zur Vorbereitung auf diese Szenarien ergreifen müssten, sowie die damit verbundenen Investitionen und jährlichen Betriebskosten. Untersucht werden bauliche, technische und personelle Resilienzaspekte: Dazu zählen bauliche Anpassungen und der Ausbau geschützter Räume, eine sichere Energieversorgung, IT- und Kommunikationssicherheit, Schutz der Infrastruktur durch Sicherheitsdienste sowie die personelle Vorbereitung durch zusätzliche Schulungen und Fortbildungen, insbesondere für chirurgisches und traumatologisches Personal.
Die Ergebnisse des Gutachtens sind eindrucksvoll: Um die Resilienz der Krankenhäuser gegen Cyberangriffe und Sabotageakte herzustellen, werden rund 2,7 Milliarden Euro benötigt. Im Bündnisfall beläuft sich der Investitionsbedarf auf 4,9 Milliarden Euro, im Verteidigungsfall auf 14 bis 15 Milliarden Euro. Deutlich wird dabei, dass eine kurzfristige Umsetzung nicht möglich ist. Es bedarf einer klaren Priorisierung und eines abgestuften Stufenplans, um bis 2027 wesentliche Fortschritte zu erreichen.
„Unsere Analysen zeigen, dass deutsche Krankenhäuser in ihrer derzeitigen Struktur nur eingeschränkt krisen- und verteidigungsfähig sind“, sagt DKI-Vorstand Dr. Karl Blum. „In fünf zentralen Bereichen – Personal, Cybersicherheit, physische Sicherheit, Lagerhaltung für medizinische Vorräte und Vorbereitung auf biologische, chemische und nukleare Bedrohungen – bestehen erhebliche Schwächen. Aktuelle Krankenhausalarm- und Einsatzpläne decken zwar zivile Katastrophen ab. Es fehlt aber an Konzepten für militärische Bedrohungen mit klaren Zuständigkeiten und ausreichender Finanzierung“, so Blum.
Kurzfristig gilt es in allen Szenarien insbesondere die IT- und Kommunikationssicherheit zu stärken und den direkten Schutz der Krankenhäuser durch Sicherheitsdienste und Objektschutz sicherzustellen. Ebenfalls dringend erforderlich ist die Förderung personeller Resilienz durch gezielte Fortbildungen und die Nutzung geschützter Arbeits- und Behandlungsräume. Langfristig müssen zudem bauliche Konzepte berücksichtigt werden, etwa der Neubau von Krankenhäusern mit geschützten unterirdischen Operationsbereichen, wie sie bereits in Ländern wie Finnland umgesetzt sind. „Allerdings brauchen diese baulichen Maßnahmen viel mehr Zeit zu ihrer Umsetzung. Daher ist auch hier ein Start in naher Zukunft geboten“, so hcb-Geschäftsführer Prof. Boris Augurzky. „Zudem müssen wir das Bauen grundsätzlich deutlich beschleunigen. Ein Aggressor wartet nicht ab, bis wir die Unmenge an Bauvorschriften geprüft haben.“ Augurzky empfiehlt als Vorbild das LNG-Beschleunigungsgesetz.
„Resilienz und Sicherheit müssen zu festen Bestandteilen der Krankenhausplanung werden, die aktuell in allen 16 Bundesländern ansteht. Sie sind ein essentieller und existentieller Teil der nationalen Daseinsvorsorge“, sagt Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG. Diese Investitionen und Maßnahmen dürfen nicht isoliert gesehen werden, sondern müssen als integraler Bestandteil der Krankenhausreform und des damit verbundenen Strukturwandels verstanden werden. Während die Anforderungen an Krankenhäuser kontinuierlich steigen, stehen aktuelle Sparmaßnahmen und Fehlanreize – wie etwa die Streichung der Mehrbegünstigungsklausel oder eine unzureichend durchdachte Vorhaltefinanzierung – im Widerspruch zu der dringend erforderlichen Sicherheitsstrategie. „Wir brauchen Verlässlichkeit und endlich einen gesamtgesellschaftlichen und finanziell hinterlegten Plan zur Stärkung der Krankenhausresilienz. Das unkontrollierte Krankenhaussterben darf nicht weiter befördert werden“, fordert Gaß.
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