Thomas M. Deserno, Andreas J. W. Goldschmidt, Alfred Winter (Hrsg.)

Medhochzwei Verlag GmbH, Heidelberg 2025, 314 Seiten, 89,00 €, ISBN 978-3-98800-141-2

Das Multiautorenbuch greift den laufenden Diskurs über Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin auf, um Wege aufzuzeigen, wie Künstliche Intelligenz die Mediziner unterstützen und die Patientenergebnisse optimieren kann, während gleichzeitig die enormen zusätzlichen ethischen Herausforderungen und herausragenden Zukunftschancen beleuchtet werden. Es hat zum Ziel, Forschern und Praktikern im Gesundheitswesen einen Erkenntnisgewinn und möglichst großen praktischen Nutzen für ihre Arbeit zu vermitteln, der über die Grenzen ihrer jeweiligen Fachgebiete hinausreicht. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit dem digitalen, disruptiven Umbruch, der die Gesellschaft und insbesondere die Gesundheitsversorgung durch Medizin-, Gen-, Pharma-, Informations- und Logistiktechnik bewegt. Eine zentrale Frage ist, wie der größtmögliche Nutzen erzielt werden kann, ohne Schaden zu verursachen. Hierzu werden die Ethischen Leitlinien der beteiligten Fachgesellschaften (GMDS 2008), die den heutigen Anforderungen nicht mehr genügen, aufgegriffen und ergänzt. 

Das Autorenteam setzt sich multiprofessionell, hochspezialisiert und national vernetzt zusammen mit einer starken Konzentration auf die Bereiche Medizinische Informatik, Biometrie, Epidemiologie, Medizinethik und Gesundheitswesen, um sowohl die technologischen und wissenschaftlichen Grundlagen als auch die ethischen, rechtlichen und praktischen Implikationen des Einsatzes von KI in der Gesundheitsversorgung fundiert zu beleuchten. 

Überblick

Die 19 Beiträge im Buch stehen für sich. Nach den Vorworten starten diese und behandeln sowohl Grundlagen als auch aktuelle Praxisbeispiele. Die Autor/innen setzen sich mit den Potenzialen, Risiken und den nötigen gesellschaftlichen Maßnahmen im Umgang mit KI auseinander. Zu den thematischen Schwerpunkten gehören dabei KI-Nutzen und Evidenzbasiertheit, Digitale Diagnostik, Generative KI in der Dokumentation, ethische Leitlinien, KI-Governance, haftungs- und strafrechtliche Fragen bei KI als Medizinprodukt sowie die Folgenabschätzung und die Bewältigung von ethischen Implikationen in der praktischen Umsetzung der Digitalisierung.

Nutzen

Das Buch bietet den Lesenden eine umfassende, interdisziplinäre Momentaufnahme zum aktuellen Stand von KI in der Medizin – von der wissenschaftlichen Entwicklung über die ethische Verantwortung bis hin zur konkreten praktischen Umsetzung und dem Datenmanagement. Es zeigt die Ergebnisse der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion und vereint die Themen jüngster Workshops (2023 u. 2024) der relevanten Fachgesellschaften zur KI und Ethik.

Gestaltung / Grafische Darstellung

Dank seines übersichtlichen und klar strukturierten Aufbaus sowie der konsequenten Durchnummerierung, ermöglicht das Buch eine schnelle Orientierung und das gezielte Querlesen. Die zuverlässigen Quellennachweise am Ende jedes Beitrags sind ideal für die wissenschaftliche Zitation. Die abwechslungsreichen Grafiken (Befunde, Fotos, Skizzen) veranschaulichen die Inhalte und spiegeln die interdisziplinäre Autorenschaft wider.

Fazit

Dieses Buch stellt eine unverzichtbare und hochaktuelle Lektüre für das spezialisierte Fachpublikum dar – insbesondere für Forscher/innen, Mediziner/innen und Praktiker/innen, die sich intensiv mit Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen auseinandersetzen. Während es aufgrund seiner Detailtiefe nicht unbedingt ein geeigneter erster Einstieg in die Thematik ist, gelingt dem Werk der Spagat zwischen wissenschaftlichem Anspruch und praktischer Relevanz, wodurch es auch für die Anwender/innen in der täglichen Versorgung nutzbar wird.

Die Stärke des Buches liegt in seiner umfassenden Aktualität und der Verbindung von technischen Anwendungen mit den notwendigen rechtlichen und ethischen Rahmenbedingungen. Kritisch anzumerken sei jedoch, dass die gewichtige Präsenz des ethischen Diskurses – obwohl thematisch zentral – stellenweise den inhaltlichen Fluss des Gesamtwerks stören kann. Zudem erfordert die Lesbarkeit eine gewisse Flexibilität, da die Beiträge unterschiedliche Schreibstile und Niveaus aufweisen. 

Für eine noch ganzheitlichere Darstellung des komplexen Ökosystems KI-Medizin wäre es wünschenswert, die Perspektiven von Patient/innen, Angehörigen und allen weiteren Gesundheitsberufen in den verschiedenen Sektoren stärker einzubeziehen.

Unterm Strich ist es ein wertvolles Standardwerk zum aktuellen Stand der KI-Anwendungen, das maßgeblich zur notwendigen Debatte um ethische Verantwortung und praktische Umsetzung beiträgt.

Eine Rezension von Sabine Brase
Master of Science Nursing Pflegewissenschaft/ Pflegemanagement, Dipl.Pflegewirtin(FH)